© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/17 / 30. Juni 2017

Knapp daneben
Um den Schlaf gebracht
Karl Heinzen

Die Krankenkasse DAK schlägt Alarm: Vier Fünftel der deutschen Arbeitnehmer schlafen schlecht. Bei jedem zehnten hat das Problem sogar ein Ausmaß angenommen, daß er sich eigentlich einer ärztlichen Behandlung unterziehen sollte. Der Trend ist rapide steigend. 66 Prozent der Berufstätigen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren klagen, daß ihre Schlafstörungen seit 2010 zugenommen hätten. 

Über die Gründe dürfte im Wahlkampf zu spekulieren sein. Zwingt die wachsende Zahl von Einbruchsdelikten die Menschen, nachts mit halbem Ohr wach zu bleiben? Bringt sie die Eurokrise, die wachsende soziale Ungleichheit oder das Aufkommen des Rechtspopulismus um den Schlaf? Auch Klimaforscher haben eine Erklärung parat: Eine Studie der Universität Harvard weist nach, daß ein Anstieg der nächtlichen Durchschnittstemperatur um ein Grad die Schlaflosigkeit um drei Prozent erhöht. Die Konsequenzen sind leicht errechenbar: Wenn wir den Klimawandel nicht bald stoppen, werden zukünftige Generationen auf Schlafzimmer verzichten können.

Zwingt die wachsende Zahl von Einbruchsdelikten die Menschen, nachts mit halben Ohr wach zu bleiben?

Aufzupassen ist allerdings, daß man auf der Suche nach Gründen nicht in biologistische Denkmuster verfällt. So kursieren Studien, die behaupten, Frauen schliefen aus hormonellen Gründen schlechter als Männer. Sie lassen neuere Erkenntnisse außer Betracht, die das Geschlecht als soziales Konstrukt identifizieren. Sofern Frauen ihre Rolle selbstbestimmt definieren und Männer sich zusehends feminisieren, dürfte sich auch ihr Schlafverhalten angleichen. Als plausibel ist hingegen ein Resultat der DAK-Erhebung anzusehen, dem zufolge jede vierte Frau durch das Schnarchen oder nächtliche Bewegungen eines männlichen Partners gestört wird. Wenn man dann auch noch bedenkt, wie häßlich männliche Männer schon allein aufgrund ihrer Behaarung aussehen und wie übel sie riechen, wird deutlich, daß Frauen nur dann Schlaf finden, wenn sie alleine leben oder gleichgeschlechtliche Partner finden. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Manche, die sich heute als gleichgeschlechtlich begreifen, können morgen aus freiem Entschluß bereits zu ganz anderen Ergebnissen kommen.