© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/17 / 30. Juni 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Der letzte Patriarch“, JF 26/17

Für Kohl rein, wegen Merkel raus

Das Verhältnis der Deutschen zu Helmut Kohl war lange ambivalent. Als „Kanzler der Einheit“ hatte er vieles richtig gemacht, und die „Schmunzler“ und die Häme wurden weniger. Seine Bodenständigkeit, oft zu Unrecht als Provinzialität verspottet (siebzig Prozent der Deutschen leben in der sogenannten Provinz) und sein innerer Kompaß machten ihn trotz, oder gerade deswegen, zu einem großen Europäer. Im Gegensatz zu seiner Nachfolgerin verkörperte er die CDU, im wahrsten Sinne des Wortes. 

Einst trat ich unter anderem wegen ihm in die CDU ein, und wegen ihr trat ich wieder aus. Auch das ist bundesrepublikanische Befindlichkeit. Unter der Kohl-Regierung hätte es mit Sicherheit keine unkontrollierte und ungesteuerte Masseneinwanderung nach Europa und Deutschland gegeben. Politiker wie Kohl fehlen schon lange. Gerade in Europa.

Chris Dasch, Saulgrub im Ammergebirge






Zu: „Wir Kinder Helmut Kohls“ von Dieter Stein, JF 27/17

Es geht nur noch abwärts

Ihrem Nachruf auf Helmut Kohl kann ich nur zustimmen, obwohl gilt: de mortuis nil nisi bene. Ich war damals, einige Jahre älter als Sie, sehr in der Jungen Union engagiert und habe seine Kanzlerschaft in der Hoffnung auf die „geistig-moralische Wende“ sehr herbeigesehnt. Um so enttäuschter war ich, als diese nicht nur nicht vollzogen wurde, sondern der Kanzler davon nichts mehr wissen wollte. Sein Mädchen, die heutige Kanzlerin, verdanken wir auch ihm. Die hat, wie man bei uns in Franken sagt, das Kraut noch fertiggemacht. Wir sind über den Berg! Es geht nur noch abwärts!

Erwin Reus, Bamberg






Zu: „Der Parteiräson gedient“ von Konrad Adam, JF 26/17

Schattenspiele seit Platon

Wie drohendes Wetterleuchten schwebt Platons „Philosophen-Königssatz“ – kurz gefaßt: Allwissende müssen Regierende werden oder Regierende Allwissende, wenn die Welt gerettet werden soll – seit Jahrhunderten über den Aktionen der Herrschenden. Robespierre wollte „alles für das Volk“ planen und erreichen, aber „nichts durch das Volk“. Lenins Ziel war die Diktatur des Proletariats. Bis zur Erreichung dieses Zieles glaubte er, mit einer wissenden Elite das Glück des Proletariats durchzusetzen. 

Konrad Adam zitiert Bernd Guggenberger, der in der Tradition von Jürgen Habermas für die wenigen Elitären eine „tiefere Einsicht, eine größere Sensibilität, den besseren Sachverstand, die höhere Verantwortung“ reklamierte gegen die „bequeme Gedankenlosigkeit der vielen“. Immer aber – auch jetzt – sehen die Mitglieder der elitären Diskursgemeinschaft diejenigen, die andere Vorstellungen von Wahrheit und Wahrhaftigkeit haben, als Feinde an, die mit allen Mitteln zum Schweigen gebracht oder sogar liquidiert werden müssen.

Dieter Rakete, Hamburg






Zu: „Der Gefahr ins Auge sehen“ von Hans-Jürgen Irmer, JF 25/17

Handlungsfähig werden

Ihr exzellenter Artikel bringt es klar, schonungslos und ohne jede Polemik auf den Punkt: Das Fehlen einer verbindlichen Leitkultur hat bereits zu Veränderungen unserer Gesellschaft geführt, die zu Recht als Anfänge einer Islamisierung bezeichnet werden können. Die politisch Verantwortlichen sehen diesen Terraingewinnen einer mit dem Grundgesetz unvereinbaren und nicht reformierbaren Ideologie tatenlos zu. 

Ich frage mich allerdings, wie der Autor bei so einer Sicht der Lage nach wie vor Mitglied und Abgeordneter der CDU sein kann. In zwölf Jahren Regierung hat die CDU das Entstehen dieser Situation nicht nur zugelassen, sondern durch ihre verantwortungslose und gegen die Interessen des eigenen Volkes gerichtete Willkommenspolitik noch maßgeblich verschärft. Die wenigen in der CDU verbliebenen aufrechten Konservativen haben dies nicht verhindern können, sondern sind in der CDU isoliert, mundtot oder politisch nicht handlungsfähig. Ergebnis ist ein gespenstisch anmutender Allparteienblock, der eine fatale Migrationspolitik unerschütterlich fortsetzt. 

Es spricht für das Funktionieren unserer Demokratie, daß mit der AfD eine politische Option entstanden ist, dem ein „Nein“ entgegenzusetzen. Angesichts der Stimmung in der Bevölkerung zu Migration und Islamisierung müßte die AfD längst bei über 50 Prozent der Stimmen angekommen sein. Daß dies nicht der Fall ist, zeigt, daß die Stigmatisierungsstrategie des Parteienblocks Erfolg hat. Mit der Kampfvokabel „rechts“ wird die AfD erfolgreich in die Nähe des moralisch Verwerflichen und Illegalen gerückt. Die mangelnde Erfahrung und Qualität von Teilen des politischen Personals der AfD macht dies auch recht einfach. 

Wenn es wirklich noch eine Chance geben soll, das Ruder herumzureißen und unseren Kindern ein Deutschland zu hinterlassen, wie wir es kennengelernt und geliebt haben, dann ist es unerläßlich, daß Konservative nicht grummelnd in der CDU/CSU abtauchen und sich hin und wieder mal in der JF Luft machen, sondern sie müssen politisch handlungsfähig werden.

Patrick Wunsch, München






Zu: „Kampf ums Überleben“ von Peter Möller, JF 25/17

Reinemachefrau

Frau von der Leyen tut es leid, nicht früher und tiefer gegraben zu haben. Hätte sie es mal lieber unterlassen! Das Ergebnis: Untergebene, die ihrer Fürsorge unterstehen, löste sie ohne Gehör ab und verstieß damit selbst gegen die Richtlinien der Inneren Führung. Die große Reinmachefrau durchstöberte alle Kasernen, um sie vor dem Geruch, die Wehrmacht zu verherrlichen, zu befreien. Dabei übersieht sie den Karabiner 98k. Mit ihm ehrt das Wachbataillon („Präsentiert das Gewehr!“) alle Staatsgäste. Darüber hat sich noch keiner beschwert.

Jobst von Bülow, Berlin






Zu: „Das versteht kein Mensch“ von Christian Schreiber, JF 25/17

Artikel 10 (1) GG hat ausgedient

Unter dem Vorwand der „Terrorbekämpfung“ soll nun der Zugriff auf „Messengerdienste“ wie WhatsApp erfolgen. Art. 10 (1) GG hat ausgedient: „Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.“

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Islamischer Judenhaß etabliert sich als Tabuthema“ von Ronald Berthold, JF 25/17

Tradiertes Schweigekartell

Nun, dies ist nicht der erste Fall, seit Herr Berthold von der Angst des WDR berichtet, kritische Themen anzugehen. Ich beobachte dies schon seit circa 15 Jahren. Ein bedenklicher Vorgang, der fast alles, was die negativen Aspekte des Islams betrifft, tabuisiert. Kaum eine Gazette oder ein TV-Sender hat den Mut, auch diese „Variation“ des Islam zu benennen.

Manfred Hemmersbach, Köln






Zur Meldung: „Adipöse: ‘Körperpolitik’ der Antidiskriminierung, JF 25/17

Normalgewichtige Minderheit

Die „bisher wenig beachtete Minderheit“ ist neu zu definieren. Es sind die Normalgewichtigen, die immer weniger werden. Als Zugehöriger dieser schwindenden Volksgruppe fühle ich mich im öffentlichen Leben zunehmend bedrängt und an die Wand gedrückt. Auch der medizinische Ansatz bevorteilt die Adipösen. Selbstschädigung – auch mit Messer und Gabel – ist nicht strafbar. Die Kosten trägt die Solidargemeinschaft.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen






Zu: „Widerstandsnester in Dresden, Greifswald und Zittau“ von Paul Leonhard, JF 25/17

Keine Ingenieurwissenschaften

Der Artikel irrt bezüglich des Studienangebots in Greifswald. An der Ernst-Moritz-Arndt-Universität gibt es keine Möglichkeit, Dipl.-Ing. zu werden. Vielmehr besteht in Greifswald – in bewußter Opposition zum akademisch verheerenden „Bologna-Prozeß“ – nach wie vor der in den neunziger Jahren neu aufgebaute Diplomstudiengang „Betriebswirtschaftslehre“ mit dem analog zum Dipl.-Ing. bewährten und von der Wirtschaft massenhaft nachgefragten Studienabschluß Diplom-Kaufmann (Dipl.-Kfm.). Die zwei weiteren Diplom-Studiengänge sind Evangelische Theologie und Kirchenmusik.

Prof. Dr. Thomas Hering, Hagen / Westf.






Zu: „Plötzlich am Pranger“ von Michael Paulwitz, JF 24/17

An Besuch in der Zone erinnert

1975 bei einem Besuch in der ehemaligen DDR sah ich erstmals in meinem Leben einen Pranger. Im Schaufenster einer Kaufhalle hingen große und gut sichtbare Porträtfotos von Menschen, die angeblich Ladendiebstahl begangen haben. Namentliche Nennung, wo sie arbeiten und wohnen sowie der Hinweis, daß diese Menschen sich am Volksvermögen vergriffen haben. Wie ich erst jetzt bei einem Gespräch mit einer Bekannten erfuhr, war das kein Einzelfall.

Siegfried Kieselbach, Düsseldorf




Eindeutige Botschaft senden

Die Frage ist (mit Lenin) „Was tun?“ Die erste Möglichkeit besteht darin, weiter kluge Bücher und Zeitschriften lesend zu greinen, wie ungerecht und böse die linke Welt doch ist, und sich dabei tapfer zur Schlachtbank führen zu lassen. Die zweite Möglichkeit: Rechtsstaatlich gedeckten Widerstand leisten. Wie schnell dieser scheitert, zeigt der Leitartikel von Michael Paulwitz. Zu verweisen wäre auch auf die frustrierend-ernüchternden Beispiele aus jüngster Vergangeheit wie im Fall von Professor Baberowski oder bei der feigen Kuscheljustiz gegen kriminelle Fachkräfte in unserem Land. Dritte Möglichheit: Wir müssen neuartige Aktionsformen finden, die die Linksfaschisten von der Antifa veranlassen, es sich dreimal zu überlegen, ehe sie „mißliebige Bürger“ einschüchtern, denunzieren und beleidigen! Ich denke, daß es angesichts des Ernstes der Lage nur noch darum gehen kann: Die oder wir, Heimat Deutschland oder „Nafri-Kalifat“ (Akif Pirincci), Identität oder Anonymität, Bewahrung des Wohlstandes oder totale Verarmung, Frieden oder Bürgerkrieg! In diesem Zusammenhang müssen wir (angelehnt an den erfolgreichen Werbeslogan aus Texas) allen unseren Feinden die eindeutige Botschaft senden: „Don’t mess with the right!“

Dr. Guido Elberfeld, Neckargemünd






Zu: „Kein bißchen Frieden“ von Gernot Facius, JF 24/17

Ausgenommen Slowenien

Facius schreibt, die Opposition innerhalb der Landsmannschaft halte der gegenwärtigen Führung der SL unter Bernd Posselt „auch vor, beharrlich die auch für Deutsche geltenden Restitutionsgesetze in Serbien, Rumänien, Slowenien, Ungarn, Litauen zu verschweigen.“ Mitnichten gehört Slowenien in diese Gruppe; dort gelten nach wie vor die in den AVNOJ-Beschlüssen (kroatisch: Antifašisticko vijece narodnog oslobo?enja Jugoslavije; slowenisch: Antifašisticni svet narodne osvoboditve Jugoslavije) enthaltenen Bestimmungen der geheimen „Verfügung von Jajce“ (21.11.1944; andere geben das Jahr 1943 an). Diese Bestimmungen legten die Enteignung und anschließende Konfiszierung des gesamten deutschen Staats- und Privatvermögens sowie die Aberkennung der Bürgerrechte von Personen deutscher Abstammung fest. Davon ausgenommen waren lediglich „diejenigen Deutschen, die in den Reihen der Nationalen Befreiungsarmee und der Partisaneneinheiten Jugoslawiens gekämpft haben oder Staatsbürger neutraler Staaten sind und sich während der Okkupation nicht feindlich verhielten.“ Im Gegensatz zu Slowenien hat Kroatien diese Bestimmungen nicht in seinem Restitutionsgesetz forttradiert, und auch Serbien tat dies – übrigens aufgrund der maßgeblichen Intervention Ungarns – nicht.

Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Olt, Wien/Österreich






Zu: „Soziale Gerechtigkeit / Dauergruß des Murmeltiers“ von Peter Kuntze, JF 24/17

Im Fach Altruismus durchgefallen

Vor etwa 15 Jahren erlebte ich, damals noch Pauker, folgende Geschichte: In der Deutschstunde (Leistungskurs Deutsch, 12. Jahrgang, 20 Schüler, zwölf Mädchen, acht Jungen) behandelten wir „Woyzeck“ und kamen dabei auf das Problem der sozialen Gerechtigkeit. Plötzlich stand die Frage im Raum: „Was ist sozial gerecht?“ Ich wollte ein wenig ordnen und dozierte: „Man muß zunächst zwei Extreme der Gerechtigkeit in einer Gemeinschaft unterscheiden: Allen das Gleiche oder jedem das Seine.“

Jedem das Seine als Gerechtigkeitsprinzip leuchtete sofort ein: Egoismus, Ellenbogen, Erfolg. Schnell wurde dieses Modell empört von sich gewiesen und verächtlich gemacht. Ich ließ schließlich abstimmen. Die große Mehrheit entschied sich für das altruistische „Allen das Gleiche!“ Darauf sagte ich: „Tolles Ergebnis. (...) Ab morgen werden alle Leistungen in diesem Kurs in einen Topf geworfen und am Ende des Halbjahres gibt es für alle die gleiche Punktzahl.“ 

Zunächst erstaunt, mehrten sich rasch die kritischen Stimmen, vor allem, als es um die Klausuren ging, deren Ergebnisse ebenfalls zusammengezählt und dann, so meine Ankündigung, durch 20 geteilt werden sollten. Schließlich sollten die beabsichtigten Karrieren (etwa das Medizinstudium) nicht gefährdet werden. So brach die Front der salonsozialistischen Weltverbesserinnen in Windeseile zusammen. Solange man sich in der abstrakten Utopie als guter, altruistischer Mensch sonnen konnte, war alles in Butter gewesen. Aber als es was kosten sollte, blieb vom Altruismus nichts mehr übrig. Die Abstimmung war eindeutig: 16 wollten nun doch lieber „Jedem das Seine!“ haben, nur vier trauerten der verpaßten Chance nach.

Dr. Jörg Hellmann, Bad Salzdetfurth