© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/17 / 30. Juni 2017

Der Rückgang der Jugendkriminalität setzt sich fort
Jenseits der Schlagzeilen
(tg)

Die wohl bemerkenswerteste Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte in Hinblick auf die Jugendkriminalität finde in Deutschland, so klagt der Freiburger Strafrechtler Hans-Jörg Albrecht, „keine große Aufmerksamkeit“ (Recht der Jugend und des Bildungswesens, 4/2016). Jenseits der Schlagzeilen über jugendliche Schläger oder terroristische Gewalt infolge „unkontrollierter Einwanderung“ setzte sich nämlich ein von ihm schon 2014 erfaßter Trend fort: der Rückgang der Kriminalitätsbelastung junger Menschen. Seit den neunziger Jahren nehme die Belastung mit schweren Formen der Kriminalität für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren, den Kohorten mit erhöhter Auffälligkeit, in allen westlichen Ländern stetig ab. Für Heranwachsende (18 bis 20 Jahre) dreht sich der Trend seit 2007. Allerdings sei ungeklärt, worauf diese Veränderung zurückgehe. Ein peinliches Desiderat, das Albrecht dem Umstand geschuldet sieht, daß man im „führenden Industrieland“ Deutschland, „trotz vielfältiger Mahnungen“, bis heute nicht jährlich wenige Millionen Euro aufbringen wolle, die notwendig wären, um eine tragfähige Datenbasis zwecks differenzierter Reaktionen auf Jugendkriminalität zu gewinnen. Nicht einmal Registrierungen der weiterhin dynamischen Entwicklung von Smartphone-Diebstählen seien in den offiziellen Kriminalitätserfassungen vorgesehen. 


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