© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/17 / 30. Juni 2017

Mit wissenschaftlicher Expertise gegen „kursierende Falschbehauptungen“
Populistische Spitzenforscher
(dg)

Seit der 2016 erfolgten Fusion zweier Pressemonopolisten, der Neuen Osnabrücker Zeitung und dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (JF 3/17), gilt zwischen dem westlichen Niedersachsen und dem „echten Norden“: zwei Regionen, eine Meinung. Und mit derart gesteigerter Kompetenz startete Ende Mai die dreiwöchige Kampagne „Populismus, Positionen, Perspektiven“. „Spitzenforscher“ sollten dabei per Anzeige „kursierende Falschmeldungen“ von Klimaskeptikern, Globalisierungs- und Migrationsgegnern korrigieren. Mehr als ein komisch-populistischer Platitüdenmix kam jedoch nicht heraus. Denn allzu plump geht der Migrationsforscher Jochen Oltmer (Osnabrück) vor, wenn er die Masseninvasion seit 2015 im angeblich zyklischen „Auf und Ab“ von Wanderungsbewegungen einsortiert und auf „stärkere Abwanderung“ vertröstet. Ebenso peinlich bestreitet der Kirchenhistoriker Martin Jung (Osnabrück) Ansichten über den Islam als „blutrünstige Religion“, wenn er darauf verweist, auch Christen seien „oftmals gewalttätig“ gewesen. Doch „wahre Moslems“ treten für den Frieden ein und ihr Gott sei ein „Gott des Friedens“. Was der Kieler Politologe Stefan Hansen ein bißchen einschränken muß, wenn er konzediert, das „Angstgefühl in ganz Europa“ infolge des islamischen Terrorismus sei „nicht unbegründet“ – obwohl bis in die 1980er, wie er freihändig relativiert, IRA und ETA „weit höhere Opferzahlen gefordert haben“.