© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/17 / 16. Juni 2017

Dietrich Mateschitz. Der Red-Bull-Chef will ein nonkonformes Online-Portal gründen
Flügel für die Freiheit
Verena Rosenkranz

Den Namen seines Unternehmens kennt die ganze Welt. Er ist laut Forbes-Magazin der reichste Österreicher und belegt auch in der Weltrangliste einen Platz im oberen Bereich. Das alles aber kümmert Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz kaum. Darauf angesprochen, kann seine Stimmung sogar schnell kippen. 

Der medienscheue Salzburger, geboren 1944 in der Steiermark, sieht sich als Freigeist: „Ich bin Humanist, Kosmopolit, Pazifist und Individualist. Und widersetze mich grundsätzlich jedem Meinungsdiktat. Egal, woher es kommt!“ Der milliardenschwere Erfolg des Flügel verleihenden Energiegetränks war dabei nur der Beginn seines ungewöhnlichen Lebensweges. Die Leidenschaft für das Extreme führte ihn in die Formel 1, zum Eishockey und ließ ihn die Fußballklubs RB Leipzig und RB Salzburg formen. Am spektakulärsten war das Unternehmen „Red Bull Stratos“ zusammen mit Extremsportler Felix Baumgartner, der unterstützt von „Didi“ Mateschitz 2012 einen Stratosphärensprung aus der damaligen Rekordhöhe von 39 Kilometern wagte.

Daß mit seinen Vorlieben auch ernste Verletzungen einhergehen können, ist Mateschitz bewußt; darum spendete er einer privaten Medizinuniversität seiner Vaterstadt siebzig Millionen Euro, um die Heilung der Querschnittslähmung zu erforschen.

Unkonventionell sind aber nicht nur seine wirtschaftlichen Positionen – er lehnt herkömmliche ökonomische Hochschullehren ab –, sondern auch seine politischen. Zwar begeistern ihn luxuriöse Immobilien auf der ganzen Welt, lebhafte Diskussionen ziehen ihn aber noch mehr in den Bann. Unsere Gesellschaft wolle „den unmündigen, kritiklosen und verängstigten Staatsbürger. Metternich war ein Lehrbub gegen das, was heute passiert“, diagnostizierte er unlängst zum 30jährigen Firmenjubiläum in einem seiner seltenen Interviews. Doch nicht nur das heimische Politklima macht ihm zu schaffen, auch die europaweite Zuwanderung kritisierte er: „Keiner von denen, die ‘Willkommen’ oder ‘Wir schaffen das’ gerufen haben, (hat) sein Gästezimmer frei gemacht oder im Garten ein Zelt (für) fünf Auswanderer stehen!“

Neben dem hauseigenen Fernsehsender ServusTV plant er nun eine Rechercheplattform namens „Quo vadis veritas“ (Zu deutsch: Wo ist die Wahrheit hin?). Michael Fleischhacker, Ex-Chef von NZZ.at und der Tageszeitung Die Presse, soll das Angebot aufbauen, das einen Gegenpol zu „Fake News“ von seiten der etablierten Medien bilden soll. Genaueres, auch der Starttermin, ist noch unbekannt.

Während deutsche Medien Mateschitz als eine Art Breitbart-Betreiber bezeichnen, erntet er in seiner Heimat Anerkennung. Denn wer so enorme Steuern zahlt, statt sein Geld ins Ausland zu schaffen, darf auch deren Verwendung, etwa für den öffentlich-rechtlichen ORF, kritisieren – da sind sich die meisten Österreicher einig.