Absurd klingt der Vorwurf, den Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gegen ihren Golfnachbarn, das kleine Emirat Katar, erheben: Doha, so die beiden Erbmonarchien, unterstütze radikalislamische Gruppen und gehöre deswegen umfassend sanktioniert. Absurd mag nicht der Inhalt sein – denn tatsächlich wird Katar auch von westlicher Seite vorgeworfen, die Moslembruderschaft, die Hamas und ähnliche Organisationen zu finanzieren. Doch wer sich hier empört, ist gerade das Absurde.

 Denn blutige Stellvertreterkriege führen auch die beiden Absender gern: In Syrien, im Irak und insbesondere im Jemen rüstet Saudi-Arabien – unterstützt von Soldaten aus Pakistan und dem Sudan – gegen den Iran auf. Überdies ist Saudi-Arabien milliardenschwerer Förderer radikalislamisch-wahhabitischer Gruppen und Moscheegemeinden in Asien, Afrika, Europa und Übersee – nicht selten mit Querverbindungen zu al-Nusra, al-Qaida und ähnlichen Terrorgruppen. Daß das Säbelrasseln der Golfstaaten nun zu eskalieren droht, stimmt um so bedenklicher: Denn ein am Persischen Golf ausbrechender Krieg könnte sich rasch zu einem Flächenbrand entwickeln, welcher auch die Verbündeten der jeweiligen Parteien in die Pflicht nehmen würde. Allen voran Rußland – sowie die USA und die Türkei als Deutschlands Nato-Partner. Und somit im schlimmsten Fall auch Deutschland selbst.