© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

Die geforderte neue Quote hilft den Frauen gerade nicht
„Dax statt Discounter“
Thomas Fasbender

Da geht noch was!“ Vollmundig kommt die „Berliner Erklärung 2017“ zur Sache. Anläßlich des Jubiläums von hundert Jahren Frauenwahlrecht fordern 16 Verbände – als größter der Landfrauenverband mit 550.000 Mitgliedern – die Dreißig-Prozent-Frauenquote für alle börsennotierten oder der Mitbestimmung unterliegenden Unternehmen; auch für internationale Gesellschaften wie SE, Ltd. & Co. KG oder die britischen Public Limited Companies.

Wohlgemerkt: Die Rede ist von Aufsichtsräten und operativen Führungspositionen wie dem Vorstand und den beiden darunterliegenden Ebenen. Für die meisten Männer sind das Karriereziele im Olymp – unerreichbar. Jene, die ihn doch erreichen, riskieren dafür Ehe, Familie und Gesundheit. „The Rat Race“ nennen das die Amerikaner: das Ratten-Rennen. Man muß der Damenwelt zugestehen, mit der Quote den eindeutig schlaueren Ansatz gewählt zu haben.

In der Tat sind solche Berliner oder andere Erklärungen vor allem Arbeitsbeschaffungsprogramme für eine winzige Minderheit. Anders gefragt: Wer kennt eine nur ihres Geschlechts wegen verhinderte Dax-Aufsichtsrätin?

Wenn ihre Erklärung dem weiblichen Geschlecht wirklich helfen soll, würden die Verbandsführerinnen eine Männerquote von fünfzig oder doch wenigstens dreißig Prozent an der Discounterkasse fordern. Aber wen interessiert das schon, wenn man Aufsichtsrätin werden kann?

Der Preis, den die Damenwelt insgesamt dafür zahlt, ist hoch. Je mehr Frauenquoten es gibt, desto sichtbarer klebt das Etikett Quotenfrau. Die Grünen erfahren das derzeit. Wer wählt schon eine Partei, deren Co-Vorsitzende ohne Wahl in den Sessel gehievt wurde?

Daß es Frauen auch ohne Quote ganz nach oben schaffen, zeigt das Beispiel der Bundeskanzlerin. Wäre sie eine Quotenkanzlerin, sie genösse nicht die Hälfte ihrer Autorität. Gut möglich, daß sie zur Wahl gar nicht erst angetreten wäre.