© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/17 / 09. Juni 2017

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Beschmiert, zerstört: Chronik von Anschlägen gegen Wirte
Martina Meckelein / Fabian Schmidt-Ahmad

Linksextremisten drohen Gastwirten „Aktionen“ an, sollten diese an die AfD Räumlichkeiten vermieten oder nur einen Stammtisch zulassen. Knickt der Gastwirt nicht sofort ein, rotten sich Randalierer nachts zu sogenannten „Entglasungsaktionen“ zusammen. Folgen: eingeschlagene Scheiben, beschmierte Hauswände, Hunderttausende von Euro an Schäden. Die Internetseite „ze-salzgitter.de“ listet seit 2016 Berichte über Gewalttaten gegen AfD-Mitglieder und ihr Umfeld auf. Berücksichtigt sind Vorfälle ab 2015. 

„Seit der Gründung unserer beiden Vereine Alternative Hilfe e.V. und der Zentralen Erfassungsstelle haben wir rund 370 Straftaten jeglicher Couleur gesammelt“, sagt Frank Spieckermann (62), selbst AfD-Mitglied, gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Rund 100 Berichte sind von 2015 bis 2017 allein über Nötigungen und Sachbeschädigungen im Zusammenhang mit Gastwirten, die der AfD Räume zur Verfügung gestellt haben, auf der Seite zu finden. Hier eine kleine Auswahl:

5. April 2016

Alpen (Kreis Wesel): Besucher des AfD-Stammtischs werden von Linksradikalen bedroht, an einem Auto die Scheiben zertrümmert, und es wird mit Farbe beschmiert. Aus Angst entzieht daraufhin der Wirt dem Stammtisch das Besuchsrecht in der Gaststätte.

16. April 2016

Gießen: Der Landeskongreß der Jungen Alternative muß nach Rücksprache mit der Stadthallen GmbH und dem Staatsschutz an einen geheimen Ort verlegt werden. Grund: Gewaltandrohungen von Linksradikalen. 

28. April 2016

Duisburg: Antifas sprühen vor dem „Frankys“ Umrisse einer Leiche auf den Asphalt, sperren mit Flatterband ab, schreiben: „Vorsicht. Rassistischer Tatort.“ Früher hieß das Lokal „Da Bruno“. 2007 wurden hier sechs Männer von der kalabrischen Mafia ’Ndrangheta erschossen. Der Wirt läßt sich nicht erpressen. Der AfD-Stamtisch bleibt in der Gaststätte.

6. Juni 2016

Greifswald: Vier Fensterscheiben einer Gaststätte, in der die AfD tagen wollte,  werden eingeschlagen und die Hausfassade beschmiert.

13. Juni 2016

München: „Keine AfD, sonst Glasbruch“ schmieren Linksextremisten auf die Fassade einer Gastwirtschaft. Am Abend soll dort ein AfD-Vortrag über Gendermainstreaming und Frühsexualisierung gehalten werden.

9. Oktober 2016

Wermelskirchen im Rheinisch-Bergischen Kreis: „Gastwirte und andere Unterstützer*innen, die Rechtspopu-list*innen, Neonazis oder Rassist*innen Räume bieten, müssen mit direkten und militanten Interventionen rechnen“, steht auf dem Netzportal Indymedia. Der Satz nimmt Bezug auf einen linksradikalen Farbanschlag gegen eine Gastwirtschaft, in der die AfD zum Stammtisch lädt.

24. April 2017

Detmold: Die Fassade einer Gaststätte wird mit Farbbeuteln beworfen und mit der Parole „Boykottiert AfD-Treffpunkte“ beschmiert.

29. April 2017

Berlin: Linksradikale Straftäter bezich-tigen sich auf Indymedia: „Im Vorfeld des AfD-Festes am 1. Mai haben wir die Scheiben vom Heinersdorfer Krug eingeworfen. Die Pankower AfD nutzt die Kneipe regelmäßig für Stammtische.“