© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Das vermeintliche Ende der „Hochschul-Internationalisierung“
Auf Gespensterjagd
(wm)

In den jüngsten, einigen von Bürgerkrieg und Anarchie dominierten muslimischen Staaten wie Irak, Syrien, Libyen, Somalia oder Jemen auferlegten US-Einreisebeschränkungen kündigt sich für die Bostoner Sozialwissenschaftler Philip G. Altbach und Hans de Wit das Aus der „Hochschul-Internationalisierung“ an (Deutsche Universitäts-Zeitung, 4/2017). Um sich mit diesem Alarmruf nicht sofort lächerlich zu machen, da sich Muslime bisher bekanntlich bei der Entwicklung der wissenschaftsbasierten Moderne sehr zurückgehalten haben, pumpen Altbach und de Wit ihr verschwörungstheoretisches Szenario mit den Gespenstern „Nationalismus“ und der „anti-europäischen Stimmung am rechten Rand“ auf, die bald zu „massiven Kürzungen“ bei der EU-Forschungskooperation führen könnten. Wie es sich für US-Akademiker gehört, fürchten beide Kosmopoliten aber weniger um die „idealistischeren Aspekte der Internationalisierung“ als um die ökonomischen: verlören doch allein die britischen Unis ein Achtel ihrer Einnahmen, entfielen die Studiengebühren von Ausländern. Die tatsächliche Gefahr verstecken Altbach und de Wit hingegen in einem Nebensatz, der verrät, daß der Fortbestand von über 200 vorwiegend europäisch-nordamerikanischen Hochschulniederlassungen weltweit gefährdet ist – die meisten davon befänden sich „in muslimisch geprägten Ländern“. 


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