© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/17 / 02. Juni 2017

Neue Verpackung, gleicher Inhalt
Amadeu-Antonio-Stiftung: Das Online-Portal „Netz gegen Nazis“ heißt jetzt „Belltower News“
Christian Schreiber

Aus Raider wird jetzt Twix – sonst ändert sich nix“, lautete vor Jahren die Kampagne zur Umbenennung eines Schokoriegels. Gleiches gilt wohl auch für das ehemalige  „Netz gegen Nazis“, das jetzt „Belltower-News“ heißt. Seit Anfang  Mai ist das neue Portal der Amadeu-Antonio-Stiftung, das sich als „Netz für die digitale Zivilgesellschaft“ versteht, online. „Wir erleben derzeit einen Anstieg von Unterschiedlichkeit in der Gesellschaft – selbst in der Haß-Szene. Es gibt nicht mehr nur die dumpfe, wenig überzeugende, klar rechtsextreme Abwertung in Diskussionen on- und offline, sondern auch modernere, scheinbar intellektuell daherkommende, kulturrelativistische und ideenreiche Argumentationen“, heißt es in einer Erklärung. Dies könne nur bedeuten, „daß unsere Antworten auch vielfältiger werden müssen“.

Inhaltlich war, ist und bleibt es ein Projekt des äußerst linken Spektrums. Daher wundert es wenig, wenn als Neuerung ein Pressespiegel betrieben wird, der sich hauptsächlich mit einer Berichterstattung über die „rechte“ Szene beschäftigt. Wirklich neu ist hingegen, daß man eine Debatten-Ecke eingeführt hat, bekannte Blogger – natürlich von links – sollen dort mit ihren Beiträgen für Diskussionen sorgen. 

Inhaltliche Überschneidungen gibt es hier auch mit einer anderen Internetplattform der Amadeu-Antonio-Stiftung. „Debate Dehate“ möchte als „pädagogische Einrichtung“ verstanden werden. Das Stärken von demokratischer Diskurskultur im Internet stehe im Vordergrund mit dem Ziel: „Rechte Meinungen sollen dabei nicht verdrängt werden, sondern Menschen sollen befähigt werden, eine Debatte zu führen und diese gut zu führen.“ Die Netz-Offensive der Stiftung hat schließlich auch – wen wundert’s – mit dem anlaufenden Bundestagswahlkampf zu tun. Das Internet sei schließlich das „Propaganda-Werkzeug Nummer eins“ der rechten Szene geworden und auch die Alternative für Deutschland ziehe einen großen Teil ihres Erfolgs aus ihren Netzaktivitäten. Die Plattform versteht sich dabei als ,,Anlaufstelle für pädagogisches Handeln“, die ihr Angebot an Schulen, Jugendarbeit und Eltern richte. 

Die Umbenennung des „Netz gegen Nazis“ vollzog sich insgesamt eher leise. Waren bei der Gründung noch das ZDF, der DFB oder der Deutsche Feuerwehrverband beteiligt, steht man nun auf eigenen Füßen. Auch die Kooperation mit der Wochenzeitung Die Zeit ist ausgelaufen.