© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Kopfloser Bildersturm“, JF 21/17

Nackte Tatsachen übersehen

Aus meiner Sicht – mit 20 Jahren 1956 in die Bundeswehr eingetreten, 1986 Ende der Dienstzeit im Bundesverteidigungsministerium – hat der Generalinspekteur zwei Aufgaben: die politische Position des Ministers in der Bundeswehr durchzusetzen, sowie für Haltung, Leistungsfähigkeit und Zusammenhalt der Streitkräfte zu sorgen und deren Interssen gegenüber der Politik zu vertreten. Zu den Genenralinspekteuren, die beide Aufgaben hervorragend erfüllten, gehörte General Klaus Naumann, der anschließend zum Nato-Befehlshaber aufstieg. Zu den Generalinspekteuren, die sich ausschließlich auf die erstere Aufgabe konzentrieren, gehört meines Erachtens der gegenwärtige General Volker Wieker, der die „Durchsuchung“ der Bundeswehr zu einer staatstragenden Aufgabe macht. Und tatsächlich sind laut Zwischenbericht mehr als 40 Devotionalien gefunden worden. Doch reicht das wirklich aus? 

Es ist bekannt, daß unverbesserliche Anhänger vergangener Taten sich Orden der Wehrmacht oder auch den Marschallstab Rommels auf den Hintern haben tätowieren lassen. Was für eine Gefährdung! Man stelle sich vor, Männer oder Frauen oder Transsexuelle unter der Gemeinschaftsdusche fern des strengen Blicks eines Vorgesetzten. Da ist die militärische Spitze gefordert: Die Durchsuchung sollte auf das Anheben des Unterhemdes erweitert werden. Die 180.000 SoldatInnen vierteljährlich unter dem Hemd zu kontrollieren, sollte künftige Kernaufgabe der im demokratischen Gleichschritt marschierenden Armee sein.

Wolfram Hoffmann, Münster






Zu: „Verordnetes Vergessen“ von Michael Paulwitz, JF 21/17

Deutsche Entschlossenheit

Gestatten Sie mir als Franzosen, Ihnen zu Ihrem Kommentar zu gratulieren. Das Vorgehen der Ministerin, aber vor allem des Generalinspekteurs der Bundeswehr ist mir unbegreiflich. Wie Sie richtig schreiben, besitzt jede Nation eine militärische Tradition. Auch wenn diese Tradition nicht hundertprozentig ruhmvoll ist. Keines der bedeutenden europäischen Länder kann sich einer tadellosen (militärischen) Geschichte rühmen. 

Die Wehrmacht ist nicht mit dem Nazi-Staatsapparat zu verwechseln. Zahlreiche Soldaten waren keine Nazis, sondern Patrioten, die aufrichtig glaubten, für ihre Heimat zu kämpfen (was angesichts der durch den Versailler Friedensvertrag 1919 verursachten Lage nicht ganz ohne Begründung war). Ein gutes Beispiel ist Ernst Jünger. Sollten wir denn diese große Figur deutscher Geistesgeschichte verbannen? Oder gar General Speidel, einen Gründer der Bundeswehr? Die „Geschichtsvergessenheit“, die solch verächtliche Formen annimmt – etwa bei der Rotkreuzfahne – ist ein Zeichen mehr, daß Deutschland wirklich entschlossen ist, sich „abzuschaffen“. Wie tragisch! Sie, die JF, tun Ihr Bestes dagegen. Ehre sei Ihnen!

Patrice Rochereau, Paris/Frankreich






Zum Fragebogen von Guido Reil, JF 21/17

Solche Männer braucht das Land

Genau solche Männer braucht das Land, braucht die Politik! Nicht Weicheier, die alles abnicken, was die Führung befiehlt.

Siegfried Kieselbach, Düsseldorf






Zu: „Der Rechtsstaat versagt“ von Michael Paulwitz, JF 20/17

Ermittlung ad absurdum geführt

Die überaus milden Urteile gegen ausländische Straftäter verletzen in hohem Maße das Gerechtigkeitsempfinden der rechtschaffenen Bürger. Selbst polizeibekannte oder bereits vorbestrafte Ausländer werden hierzulande immer wieder mit Bewährungsstrafen „bestraft“ oder zur Ableistung von Sozialstunden angehalten. Wenn die Justiz aus ideologischen Gründen brutalste Totschläger und infame Schläger, die aus nichtigem Anlaß das Leben ganzer Familien zerstören, mit lächerlichen Bewährungsauflagen und symbolischen „Sozialstunden“ freiläßt, so demontiert sie faktisch das Recht, das sie anzuwenden vorgibt. Eine solche täterorientierte (Kuschel-)Rechtsprechung hofiert und privilegiert die Straftäter und mißachtet die Schutzinteressen der Opfer und der Allgemeinheit. Ist das noch ein Rechtsstaat? Sind das noch Urteile im Namen des Volkes? 

Im übrigen ist wohl davon auszugehen, daß die Kriminellen die milden Urteile eher als Ansporn für weitere Straftaten empfinden denn als Bestrafung für begangenes Unrecht. Fragen an die Zeitgeist-Richter: Sind derartige Verfahren auf Kosten des Steuerzahlers überhaupt vertretbar, wenn als Ergebnis im Regelfall sowieso Bewährungsstrafen herauskommen? Wer ersetzt den Geschädigten den Schaden, wenn sich die ausländischen Kriminellen aus dem Staub machen? Sind sich die Richter darüber im klaren, daß durch solche Urteile die oft aufwendige Ermittlungsarbeit der Polizei ad absurdum geführt wird? 

Günter Zemella, Schwäbisch Hall






Zu: „Ablenkungsmanöver“ von Thorsten Hinz & „Nach dem Rechten schauen“ von Peter Möller, JF 20/17

Dieter Bohlen und Conchita Wurst

Während gewaltsame Übergriffe südländischer junger Männer ebenso wie islamistische Terroranschläge vom politisch-medialen Kartell unter den Vorbehalt des Einzelfalles gestellt werden und jeglicher Verdacht gegenüber sogenannten Flüchtlingen als fremdenfeindlich verurteilt wird, gelten völlig andere Maßstäbe, wenn es um die Bundeswehr geht. Hier soll jetzt der Einzelfall des Franco A. als Rechtfertigung für eine nochmals verschärfte ideologische Reinigung dienen. 

Mit blindem Aktionismus glaubt die Verteidigungsministerin den „bösen Wehrmachtsgeist“ vertreiben zu können. Statt sich schützend vor ihre Soldaten zu stellen, läßt sie ehrabschneidende Durchsuchungen und Bloßstellungen zu. Das ist genau das, was die jungen Soldatinnen und Soldaten, die in fragwürdigen Auslandseinsätzen ihr Leben riskieren, brauchen. Das schweißt nicht die Kameradschaft zusammen, sondern fördert Mißtrauen und Denunziantentum. 

Deutsche Politiker und Militärs verdrängen offensichtlich, daß das Fundament unseres Lebens immer noch aus Opferbereitschaft und Verzicht besteht. Daß Soldaten immer auch Opfer der Kriegsordnung wie der Friedensordnung sind. Bis heute korrigieren Soldaten gravierende Fehler von Politikern. 

Vor allem aber wird heute geleugnet, daß die 1955 gegründete Bundeswehr zur Schaffung einer Führungskultur entsprechende Offiziere brauchte, die ausschließlich aus der Wehrmacht stammten. Namen wie Erich Hartmann oder Otto Kretschmer, ja selbst der Gründer des BND, Reinhard Gehlen, waren hochdekorierte Wehrmachtsoffiziere. Ferner gehen Uniformen, Rangordnung und einsatznahe Ausbildung auf deutsche Tradition und Militärgeschichte zurück. Geplante Kasernenumbenennungen sind deshalb nicht nur anmaßende Korrektur der früheren Namensgebung, sondern Ausdruck von gravierenden Führungsdefiziten auf höchster Ebene. 

Um Hinz’ Satire zu ergänzen hier noch zwei Vorschläge für die historisch korrekte Umbenennung: Wie wäre es mit der Dieter-Bohlen-Kaserne und Conchita-Wurst-Kaserne? Beides sind bekannte Personen, Vorbilder und ohne jede Wehrmachtsvergangenheit.

Andreas Blümel, Waldenbuch




Neben Remarque und Jünger

Ich bin zum Kriegsgegner geworden, doch ich schäme mich nicht, Soldat der Wehrmacht gewesen zu sein, und lasse meine Auszeichnungen neben den Büchern von Remarque und Jünger liegen. Ich betrachte die Armeen von Dresden und Hiroshima nicht als Vorbild für die Bundeswehr, die unsere Grenzen nicht verteidigen darf, sich aber in fernen Ländern für fremde Interessen opfern soll. 

Karl-August Hennicke, 

Bad Kissingen




Erwin Rommels Enkel in den USA

Thorsten Hinz schreibt von britischen Kriegsveteranen, die Erwin Rommels Ritterlichkeit rühmten. Wie sehr das auch heute noch zutrifft, konnte ich im November 2014 selbst erleben: Wir besuchten eine große Flugschau der US Navy in Houston/Texas. Der Pilot eines Kampfhubschraubers vom Typ „Apache“ erkannte uns sofort als Besucher aus Deutschland und erzählte uns, was er von den Generälen der Wehrmacht hielt. Sein Bericht gipfelte dann in dem Bekenntnis, daß sein Großvater damals in Nordafrika gegen Rommel gekämpft habe und so sehr von Rommels Ritterlichkeit angetan gewesen sei, daß er beschloß, einer seiner künftigen Enkel müsse Rommel zu Ehren dessen Namen tragen. 

Wir glaubten natürlich an einen Scherz, oder uns verhört zu haben. Da holte er seine Geldbörse aus der Tasche und zeigte uns seine Identification Card. Und tatsächlich, er hieß Erwin Rommel. In England und den USA habe ich mehrfach erlebt, daß der Respekt vor den Leistungen des Wehrmachtssoldaten deutlich größer war als hierzulande.

Detlef Moll, Waldbröl




Vollendete Menschenführung

Als wir 1963 zum Leutnant und Zugführer an der Kampftruppenschule in Munster ausgebildet wurden, mußten wir (circa 60 Mann) plötzlich und außerplanmäßig im Großen Dienstanzug antreten und wurden unserem Lehrgruppenkommandeur gemeldet. Dieser hielt eine kurze Ansprache: „Meine Herren, mir wurde gemeldet, daß in der Lehrgruppe Lieder gesungen werden, welche nicht mehr in die heutige Zeit passen. Ich erwarte, daß sie sich darüber Gedanken machen, wie sie dieses mit ihrem Eid zum treuen Dienst vereinbaren können.“ Nach einer kurzen Gedankenpause fuhr er fort: „Es ist mir aber unerklärlich, daß mir dieses gemeldet wurde und nicht im Kameradenkreis geklärt werden konnte!“ Ende der Ansprache. Das schlug ein wie eine Bombe. Wir erhielten zu Recht unseren Anpfiff, und der „Petzer“ kam auch nicht ungeschoren davon. Hintergrund: Wir hatten mehrmals direkt nach dem Geländedienst in einer Bierschwemme vor dem Offiziersheim gesungen. Als uns das Liedgut ausging, fingen wir an, Lieder aus der nationalsozialistischen Zeit zu singen (etwa das HJ-Lied). 

Das Verhalten des Kommandeurs war Menschenführung in Vollendung. Unsere Vorgesetzten stiegen in unserer Achtung. Korpsgeist entstand. Das waren die bösen Wehrmachtsoffiziere, von der die Führung heute nichts wissen will!

Jobst von Bülow, Berlin




Transformation zum Spielball

Daß eine Verteidigungsministerin von der Sache keine Ahnung hat, kann ich mir leicht erklären, gehört Ahnungslosigkeit doch zum Merkmal unserer politischen „Führung“. Sie sollte jedoch wissen, welche Bedeutung die Traditionspflege im allgemeinen und insbesondere für eine Armee hat, aus der man sich nicht einfach ausklinken kann. Wer keine Tradition hat, hat keine Wurzeln, wer keine Wurzeln hat, hat keinen Halt, wer keinen Halt hat, wird zum Spielball böser Kräfte. Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wo er ist, und weiß nicht, wohin er geht. 

Beschämend jedoch ist das Verhalten der oberen militärischen Führung, die sich von dieser Frau am Nasenring ziehen läßt. Offensichtlich stimmt es, was seit Jahren vermutet wird: Spätestens mit der Beförderung zum General muß die Haut so dick sein, daß der Corpus auch ohne Rückgrat stehen kann. Ein Oberst Freiherr von der Marwitz, der unter Friedrich dem Großen einen  unehrenhaften Befehl verweigerte, ist weit und breit nicht in Sicht: „Sah Friedrichs Heldenzeit und kämpfte mit ihm in all seinen Kriegen. Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte“, steht auf seinem Grabstein. – Wissen die Herren mit den goldenen Schulterklappen überhaupt noch, was das ist?

Erwin Reus, Oberst d. R., Bamberg




Bundeswehr abschaffen

Die Berufung von der Leyens zur Verteidigungsministerin durch Frau Merkel ist die größte Fehlbesetzung aller Zeiten. Mit dieser Aufgabe ist sie vollkommen überfordert, eine Fehlentscheidung folgt der nächsten. Die Truppe ist personell und materiell zur Zeit nicht in der Lage, im Ernstfall ihren Verteidigungsauftrag zu erfüllen und gerade noch gut genug, um in der Nato Hilfsaufgaben wahrzunehmen. Dabei war die Wehrmacht einmal die beste Armee der Welt, nur von unserer Regierung wird sie verächtlich gemacht. General de Gaulle sagte einst, den Charakter eines Volkes erkenne man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht. Danach hat der größte Teil unseres Volkes einen sehr schlechten Charakter! Diese Bundeswehr sollte man abschaffen und das Geld den USA zur Wahrnehmung unserer Verteidigung überweisen.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Zur Jagd freigegeben“ von Thorsten Hinz, JF 20/17

Künstlerische Freiheit: Tote Hose

Die Heuchelei der Gutmenschen-Zensoren anläßlich des neuen Liedes von Xavier Naidoo ist kaum zu ertragen. Wenige Tage vor diesem „Skandal“ hörte ich zufällig ein mir bis dahin unbekanntes Lied im öffentlich-rechtlichen GEZ-Radio. Der Musik nach handelte es sich um die Toten Hosen, die es verstanden haben Kommerz-Punkrock für Möchtegern-Rebellen aus gut situiertem Hause zu etablieren. Im Lied selbst ging es zunächst um die Liebeserklärung eines Mannes an seine Freundin, welche aber in folgende Worten gipfelte: „Was wir zum Leben brauchen, werden wir uns schon irgendwie holen. Wir rauben ein paar Banken aus oder einen Geldtransport. Wir schießen zwei, drei, vier, fünf Bullen um, wenn es nicht mehr anders geht.“ Diese Zeilen sind also von der künstlerischen Freiheit gedeckt und verherrlichen weder Beamtenbeleidigung noch Raubüberfälle oder Polizistenmorde. Das verstehe wer will, aber ein Herr Maas wird es uns bestimmt erklären können, schließlich weiß er sich für ähnliche Musik ja auch zu begeistern. Aber wehe, es würde jemand diese Zeilen gegen ihn umdichten.

Gert Ambrosius, Saarbrücken