© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Blick in die Medien
Heute hui, morgen pfui
Ronald Berthold

Constantin Schreiber muß sich nur eines vorwerfen: daß er völlig naiv an seinen ARD-„Moscheereport“ herangegangen ist. Offenbar glaubte er, mit Recherchen in einer Medienwelt zu reüssieren, die unangenehme Wahrheiten in Wirklichkeit nicht aushalten kann. Der 37jährige fühlte sich wohl sicher; schließlich hatte er für seine arabischsprachige Sendung „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ 2016 den Grimme-Preis erhalten.

Doch dieser Bonus war aufgebraucht, als sich Schreiber in 13 islamische Gotteshäuser setzte und beim Freitagsgebet zuhörte. Was er dort erlebte, schrieb er in sein Buch „Inside Islam“ und verwendete es für die ARD-Serie. Anders als seine Kollegen konnte er ohne Dolmetscher verstehen, welcher Haß in deutschen Moscheen gepredigt wird.

Schreibers Fall ist tief: Vom gefeierten Araber-Flüsterer zum islamophoben Außenseiter. 

Mit diesem Haß muß der Journalist nun selbst leben. Er kommt vor allem aus der eigenen Branche. Für die taz ist er das „Gesicht der Mißtrauenskultur gegen Muslime“. Und die Deutsche Welle, bei der er sein Volontariat absolvierte und für zwei Jahre als Arabien-Korrespondent arbeitete, verbreitete sogar auf einer Plattform einen Text, der seine Recherche nicht nur scharf kritisierte, sondern auch noch mit – aus seiner Sicht – Unwahrheiten spickte.

Schreiber versuchte es zunächst auf seine ihm eigene freundliche Art – mit der er schon im „Moscheereport“ seine Recherchen von Islamverstehern zerfleddern ließ. Er bat seinen alten Arbeitgeber, die falschen Darstellungen zu löschen. Doch der Sender weigerte sich. Erst dann schaltete er einen Anwalt ein, der jetzt die Tatsachenbehauptungen gerichtlich untersagen ließ.

Schreibers Fall ist tief: Vom gefeierten Araber-Flüsterer zum islamophoben Außenseiter. Er hat während seiner Moscheebesuche eine Menge gelernt. Die wichtigste Erfahrung dürfte er jedoch erst danach gemacht haben: Wer sagt, was ist, braucht ein schnelles Pferd – am besten einen Araber.