© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/17 / 26. Mai 2017

Berliner Untersuchungsausschuß im Fall Amri
Es geht nicht nur um Akten
Ronald Gläser

Berlin bekommt einen Untersuchungsausschuß, der das Attentat auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz mit zwöf Toten aufklären soll. Mit einem Trick haben Rot-Rot-Grün und die CDU sichergestellt, daß die AfD nicht den Vorsitz in diesem Gremium bekommt. Keine guten Vorzeichen für die Aufklärung des Terroranschlags.

Dabei sind viele Fragen zu klären: Wieso konnte Anis Amri mit mehreren Identitäten Sozialhilfe abkassieren? Warum wurde der Drogendealer vorher nicht festgenommen und abgeschoben? Wie konnte er sich unbemerkt radikalisieren? Die Antworten auf diese Fragen führen auch immer zur Gesamtverantwortung der Kanzlerin und ihrer weltfremden Willkommenskultur.

Diejenigen, die diese Debatte scheuen, werden alles in eine Tragödie rund um gefälschte Polizeiakten und überlastete Behörden ummünzen. Aber das ist falsch. Wer zurückdatierte Aktenvermerke für den wahren Skandal hält statt die Politik der zügellosen Zuwanderung, der hat den Blick für die Realität verloren.

Eine entscheidende Detailfrage ist jedoch zu klären: Wurde Amris Rolle nachträglich per Unterlagenmanipulation kleingeredet, weil er näher an den Behörden dran war, als er hätte sein sollen? Liegt nach dem NSU ein weiteres Desaster des V-Mann-Systems vor? Wenn dies zutreffen sollte, dann müßte der Fall Amri ein Erdbeben auslösen.