© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/17 / 19. Mai 2017

Meldungen

Gedenken an polnische „Aktion Weichsel“ 1947

Przemysl. Zum siebzigsten Jahrestag der „Aktion Weichsel“ haben Vertreter der ukrainischen Minderheit am 30. April in der griechisch-katholischen Kirche von Przemysl in der polnischen Woiwodschaft Karpatenvorland der Vertreibung ihrer Volksgruppe aus Galizien gedacht. Der Historiker Marian Bogdan Bilyj, dessen Familie 1947 aus dem polnischen Südosten an die Danziger Bucht deportiert wurde, beklagte gegenüber dem Deutschlandfunk am 30. April, daß sich diese, die ukrainisch-polnischen Beziehungen bis heute belastenden Geschehnisse nach dem Wahlsieg der nationalkonservativen PiS-Partei unter Jaroslaw Kaczynski wieder Gewicht gewonnen hätten, nachdem der aus dieser Partei stammende polnische Staatspräsident Andrzej Duda die nach 1990 übliche Schirmherrschaft über das Gedenken abgelehnt habe. „Daß die Regierung eine finanzielle Unterstützung ablehnt, ist symbolisch. Es geht aber auch um die Form, wie Regierungssprecher über das Problem sprechen – daß Polen sich nicht für die Vertreibung der ukrainischen Bevölkerung entschuldigen werde, solange sich die Ukraine nicht für ukrainische Massaker an Polen in Wolhynien entschuldigt“, kritisiert auch der polnische Bürgerrechtler Adam Bognar. Innerhalb von drei Monaten wurden 1947 auf Weisung des Ministers für die „wiedergewonnenen Gebiete“, Wladyslaw Gomulka, etwa 150.000 Ukrainer aus ihren von der Polnsichen Armee umstellten Dörfern zur Besiedelung der entvölkerten deutschen Ostprovinzen zwangsumgesiedelt. Tausende Ukrainer, darunter auch Frauen und Kinder, die sich dieser Vertreibung widersetzten, wurden ins KZ Jaworzno, ein früheres Außenlager des KZ Auschwitz-Birkenau, deportiert. (bä)





Erste Sätze

Indem ich die Feder ergreife, um in völliger Muße und Zurückgezogenheit – gesund übrigens, wenn auch müde, sehr müde (so daß ich wohl nur in kleinen Etappen und unter häufigem Ausruhen werde vorwärtsschreiten können), indem ich mich also anschicke, meine Geständnisse in der sauberen und gefälligen Handschrift, die mir eigen ist, dem geduldigen Papier anzuvertrauen, beschleicht mich das flüchtige Bedenken, ob ich diesem geistigen Unternehmen nach Vorbildung und Schule denn auch gewachsen bin.

Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Frankfurt am Main 1954





Historisches Kalenderblatt

23. Mai 1887: Mit der Anerkennung der deutschen Zivilehe, der staatlichen Schulaufsicht und dem Politikverbot für Priester beendet Papst Leo XIII. diplomatisch den seit 1871 herrschenden „Kulturkampf“ zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan.