© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/17 / 19. Mai 2017

Zana Ramadani liest islamischen Frauen und deutschem „Toleranzwahn“ die Leviten
Anklägerin der Mütter
Marco F. Hermann

Keine andere Religion bringt so viele Mörder hervor wie der Islam.“ Den Unterschied zwischen Islam und Islamismus macht Zana Ramadani nicht. Die 33jährige stammt selbst aus einer muslimisch-albanischen Familie, die 1991 aus dem mazedonischen Skopje nach Deutschland auswanderte. Das Mantra „Das hat nichts mit dem Islam zu tun!“ hält sie für brandgefährlich. Statt Willkommenskultur erkennt sie einen „Toleranzwahn“ bei den Deutschen. Neben den Islamverbänden, die Ramadani als „Islamistenverbände“ verspottet, sind es dabei besonders die Frauen, die ihrer Meinung nach die Islamisierung vorantreiben. „Kopftuch- und Genderfeministinnen“ nennt die Frauenrechtlerin jene „Islamversteherinnern“, die aus Rücksicht auf Flüchtlinge Übergriffe verschwiegen, oder gar den Schleier zum Freiheitssymbol verklärten. 

Für die ehemalige Rechtsanwaltsangestellte ist die Kopfbedeckung dagegen Kernelement der Unterdrückung: „Das Kopftuch ist das Leichentuch der freien Gesellschaft.“ Dafür wird sie von ihren Kritikern als Rassistin beschimpft. Radikale Muslime – Ramadani nennt sie die „Kopftuchlobby“ – schickten der Schwangeren anonyme Nachrichten und drohten, ihr „das Kind aus dem Bauch zu treten“.

Die ehemalige Vorsitzende der „Femen“-Bewegung in Deutschland findet den Vorwurf absurd: sie vertrete einen „Ur-Feminismus“, der sich gegen die „Geschlechterapartheid“ ausspreche, ob im Islam oder anderswo.

Bekanntheit erlangte Ramadani, als sie 2013 mit einer Gefährtin barbusig in Heidi Klums Fernseh-Show „Germany’s Next Topmodel“ stürmte. Sie rechtfertigte die Aktion damit, daß das dortige Frauenbild genauso sexistisch sei wie das im Islam. Laut Ramadani sind es die moslemischen Mütter selbst, die ihre Töchter zu „Sklavinnen“ erzögen. In ihrem jüngst erschienenen Bestseller „Die verschleierte Gefahr“ rechnet sie auch mit dem „Söhnchenkult“ im Islam ab. Während die muslimischen Männer als verhätschelte Machos an der westlichen Leistungsgesellschaft scheiterten, trügen die Frauen das unheilvolle islamische Erbe weiter. 

Ramadanis Thesen gründen auf eigenen Erfahrungen: ihr Vater war Atheist, die Mutter verharrte im konservativen Islam. Mit elf Jahren wurde Ramadani von ihr als „Schlampe“ beschimpft, als sie eigenmächtig ihre männlichen Verwandten besuchte. Im Westen stünden moslemische Mütter unter noch größerem Druck, da Töchter noch leichter die islamische Familien­ehre verletzen könnten, „die sich ausschließlich zwischen den Beinen der Tochter befindet“, so Ramadani. Fällt die Tochter, wird die Mutter verantwortlich gemacht. Inzwischen bilde sich ein neues „extremes Moslem-Sein“ heraus. Die Islamverbände hätten ganze Arbeit geleistet: Für sie ist „Religion ihre Identität“. Das, so Zana Ramadani, hätten die „Teddywerfer“ vom Sommer 2015 nicht begriffen.