© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Versagen der Führung“, JF 19/17

Viel unwürdiger geht es kaum

Wer erinnert sich noch an den CDU-Mann Rudolf Seiters, der, anstatt sich herauszureden und ein Bauernopfer über die Klinge springen zu lassen, nach dem mißglückten Antiterroreinsatz in Bad Kleinen Ende Juni 1993 freiwillig, und ohne unter öffentlichen Druck geraten zu sein, als damaliger Innenminister zurücktrat? Man mag von der CDU halten, was man will, aber dieser Mann hatte politischen Anstand – nicht zu verwechseln mit Korrektheit – gezeigt. 

Dagegen bietet seine Parteifreundin von der Leyen trotz gewohnt schicker Drei-Wetter-Taft-Frisur nur ein klägliches Bild, wenn ihr nichts Besseres einfällt, als über die Truppe herzuziehen, für die sie als Verteidigungsministerin nun schon bald vier Jahre Verantwortung trägt.Ihr plötzlicher Aufklärungseifer kann nicht übertünchen, daß sie dabei vor allem hektisch nach Leuten sucht, auf die sie ihre eigene Verantwortung abwälzen kann. Viel unwürdiger geht es kaum. Womöglich kennt sie das aber gar nicht anders, weil auch schon ihr gescheiterter Vor-Vorgänger, dessen Doktorarbeit auch nur unwesentlich auffälliger plagiiert war als die ihrige, 2009 nach dem Bombardement von Kundus lieber den damaligen Generalinspekteur Schneiderhan samt Staatssekretär Wichert schaßte, anstatt selbst die politische Verantwortung zu übernehmen.

Bernd Brennecke, Burgdorf




Pauschale Diffamierung

Frau von der Leyen hat mit ihrer Aussage, die Wehrmacht sei „in keiner Form traditionsstiftend für die Bundeswehr“, die Wehrmacht pauschal diffamiert und damit ihr eigenes „Haltungsproblem“ und die Dekadenz unserer sogenannten Elite deutlich gemacht. Die Männer und Frauen, die in der Wehrmacht dienten, kämpften auch in auswegloser Lage für unser Volk und Vaterland; sie gaben ihr Leben für ihre Freunde. Damit sind sie ein Vorbild an Tapferkeit und Opferbereitschaft.

Dr. Bonifaz Ullrich, Blieskastel




Eine ganze Generation beleidigt

Die Worte der Verteidigungsministerin über die Bundeswehr und über die Wehrmacht sind eine Beleidigung für eine ganze Generation. Wenn die Ministerin behauptet, die Bundeswehr habe nichts, aber auch gar nichts mit der Wehrmacht gemein, außer einigen Widerstandskämpfern, dann kann ich diese herabwürdigenden Worte im Namen meiner Vorfahren (Vater, Onkel, Cousins) nicht unwidersprochen hinnehmen. 

In welcher Vorstellung lebt diese Frau? Ist die Bundeswehr bei ihrer Gründung aus dem heiteren Himmel gefallen? Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Wehrmacht haben die Bundeswehr aufgebaut. Der Inspekteur der Luftwaffe Johannes Steinhoff war ein bekannter Jagdflieger mit 176 Abschüssen. Der Minister und Vizekanzler Erich Mende trug seine Wehrmachtsauszeichnungen bei gegebenen Anlässen für Anwesende. Das war kein Grund zur Empörung. Bundeskanzler Schmidt und Bundespräsident von Weizsäcker waren Offiziere der Wehrmacht. Auch im einst feindlichen Ausland findet die Wehrmacht Anerkennung. Mein französischer Nachbar erlebte die Wehrmacht als Besatzung und sagte mir einst: „Ihr habt uns mit euren Soldaten regiert, aber sie haben sich anständig benommen, besser als die Amerikaner, die als Befreier kamen.“ Ein italienischer Bekannter von mir erzählte stolz, daß er von Steinhoff zum Piloten der Me 109 ausgebildet wurde.

Die meisten Großväter oder Urgroßväter der heutigen Soldaten waren Angehörige der Wehrmacht, viele von ihnen sind gefallen. Warum sollen sie nicht Vorbild ihrer Enkel sein? Bundeswehrangehörige pflegen freiwillig Kriegsgräber ihrer gefallenen Kameraden der Wehrmacht. Welche Persönlichkeiten in der Bundeswehr sind bekannt geworden, die sich als Vorbilder in Kriegseinsätzen bewährt haben? Vorbildliche Leistungen bei den vielen Auslandseinsätzen finden nicht den Weg in die Öffentlichkeit, nur die Problemfälle, die es in jeder Armee gibt, werden hochgespielt. 

Mit diesen unerhörten Vorwürfen soll scheinbar von wesentlichen Fragen abgelenkt werden. Welchen persönlichen Hintergrund hat der Offizier Franco A., warum durfte er an der französischen Elite-Militär-Akademie studieren, warum wurde ihm von den dort verantwortlichen Dozenten eine zweite Chance gegeben? Der Skandal, daß er sich als Flüchtling anerkennen lassen und sogar Hartz IV beziehen konnte, wird durch eine Show zu Lasten ehrenwerter Soldaten verdrängt, deren Ehre und Würde erheblich verletzt wird, nur damit sich die Ministerin in Szene setzen konnte. 

Nach den Worten der Verteidigungsministerin müßte auch Adenauer des Rechtsextremismus bezichtigt werden, der seine am 3. Dezember 1952 im Bundestag abgegebene Ehrenerklärung der früheren deutschen Wehrmacht dahingehend ergänzte, daß diese auch die Angehörigen der Waffen-SS umfasse, „soweit sie ausschließlich als Soldaten ehrenvoll für Deutschland gekämpft haben“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Prof. Dr. Jürgen Bussiek, Mandelieu / Frankreich






Zu: „Mißglückter Thesenanschlag“ von Thorsten Hinz, JF 19/17

Stillschweigendes Einvernehmen

Ich erinnere mich noch gut an eine Zeit, wo es ein stillschweigendes Einvernehmen gab, sich höflich, rücksichtsvoll und regelkonform zu verhalten. Es galt weitgehend Kants Kategorischer Imperativ, der das Miteinander erheblich erleichterte. Dann kamen die Achtundsechziger mit ihrem arroganten und aggressiven ideologischen Imponiergehabe, die alles in Frage stellten. Die unseligen Folgen sehen wir fast überall. Die beständige deutsche Büßerhaltung und Reduzierung des heutigen politischen und gesellschaftlichen Lebens auf die unseligen zwölf Jahre. Vielfalt, Diversität und hybride Identitäten erscheinen als das neue Leitbild des Menschen in Deutschland. Das Ideal ist offensichtlich der entwurzelte Mensch, denn nur er ist beliebig manipulierbar.

Hartmut Völkel, Olpe






Zu: „Ralle, der rote Rabauke“ von Michael Klonovsky, JF 19/17

Der arme Mr. Beaker

Eine treffendere Umschreibung der Personalie Ralf Stegner hätte man nicht verfassen können. Der Vergleich mit Mr. Beaker kommt allerdings fast einer Beleidigung gleich – der arme Mr. Beaker!

Friedrich Pflugfelder, Aachen




Herrlich – mehr davon!

Herrlich, vielen Dank für den Beitrag über Ralf Stegner! Endlich mal wieder ein Artikel mit einer ordentlich bissigen Prise Humor, über den ich mich scheckig gelacht habe. Als Schleswig-Holsteinerin kenne ich Stegner etwas genauer. Ich habe diesen Herren in all den Jahren noch nie etwas Sachliches sagen hören und nehme ihn als 100prozentigen Polemiker wahr. Ein wahrer Antiwahlkämpfer der SPD. Der Artikel trifft voll ins Schwarze und nimmt einen Politiker, der nicht ernst zu nehmen ist, auch nicht ernst. Mehr davon!

Manuela Schulze, Pinneberg






Zu: „Wir haben es geahnt“ von Michael Paulwitz, JF 18/17

Mit Sicherheit in Bayern

Mit Blick auf die Kriminalstatistik spricht der Autor von Nordrhein-Westfalen als dem „größten deutschen Bundesland“. Gemeint war wohl das bevölkerungsreichste Bundesland NRW. Denn Bayern ist mit etwa 70.000 Quadratkilometern Fläche das mit Abstand größte Bundesland und NRW etwa nur halb so groß. Außerdem ist Bayern das sicherste!

Dr. Robert Romming, Roth






Zu: „Geschlossen in den Wahlkampf“ von Dieter Stein, JF 18/17

Gauland eifert Lafontaine nach

Offensichtlich hat die Mehrzahl der Anhänger dieser Partei nicht erkannt, daß Gauland wie Lafontaine agiert. Dieser gründete die WASG, um der SPD eins auszuwischen, jener bedient sich der AfD, um sein Mütchen an der CDU zu kühlen. Das Gerede von der Fundamentalopposition (deren ergebnislosen Output die Linke seit Jahren beweist), führt allenfalls dazu, daß abermals einige Dilettanten und politische Glücksritter, die im normalen Berufsleben keine Chance hätten, das parlamentarische Prekariat verstärken, um sich einige Jahre vom Steuerzahler alimentieren zu lassen.

Bernd Walter, 

Königs Wusterhausen






Zu: „In den USA ist die Stimmung eine andere“, im Gespräch mit Nadja Atwal, JF 18/17

Nur Schneeflocken haben Angst

Leider sind die meisten deutschen Zeitungen nicht zu einer ausgewogenen Berichterstattung über die ersten 100 Tage der Trump-Präsidentschaft in der Lage. Konservativ ist in den USA heute hip und cool, und für die US-Linke ist es übrigens Volkssport, beleidigt zu sein, weshalb sie auch „Schneeflocken“ genannt werden. 

Präsident Trump hat es geschafft, die illegale Einwanderung um 40 Prozent zu reduzieren. Auch wurden in den ersten drei Monaten weit über 150.000 zusätzliche neue Arbeitsplätze in den USA geschaffen. Mit Trumpcare stellt Trump eine großartige Mischung aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung in Aussicht, weil Obamacare nicht mehr finanzierbar war! Außerdem hat das Verhandlungsgeschick von Präsident Trump zu Milliarden Dollar Investitionen in der Wirtschaft geführt, und die kommende, auch bei uns längst fällige Steuerreform, wird bei einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent mit Leichtigkeit zu finanzieren sein! Und daß Trump mit einer milliardenteuren Investition eine bemannte Marsmission ins Leben gerufen hat, ist gar nicht erst zu unseren Journalisten durchgedrungen. 

Dies sind nur einige Punkte der ersten 100 Tage der Trump-Präsidentschaft. Natürlich gibt es, wie bei jedem Politiker, auch zu Recht Dinge zu kritisieren. Aber ihn immer als dummen Bart Simpson darzustellen, ist selbst nur dumm, und hat mit einer ausgewogenen kritischen Berichterstattung wahrlich nichts zu tun!

Markus Kraemer, Saarbrücken






Zu den Leserbriefen: „Religiöser Fundamentalismus“ & „Nicht ungewohnt – arrogant“, JF 18/17

Licht und Schatten

Weihbischof Athanasius Schneider vertritt eine selbstherrliche theologische Auffassung, wie ich diese lange Zeit in Afrika erlebte. Mit solch einer Kirchenauffassung – heim zur katholischen, alleinseligmachenden Kirche – wird es nimmermehr eine Vereinigung der getrennten Christenheit geben. Was mir am Interview mit dem Weihbischof allerdings zusagte, ist dessen Vermittlerrolle zur Piusbruderschaft, die den alten tridentinischen Ritus noch feiert, und das für mich überzeugende, von ihm zitierte Auferstehungsbekenntnis der russisch-orthodoxen Christen: „Christus ist auferstanden! – Er ist wahrhaft auferstanden!“

Norbert Schenkel, Lauda-Königshofen






Zu: „Die Steine sprechen deutsch“ von Thorsten Hinz, JF 17/17

Bitte mehr Breslau-Berichte!

Ihr Bericht aus Breslau bestätigte meine Eindrücke als gebürtiger Breslauerin. Es wird und ist wieder diese offene, kulturell hochinteressante Stadt, die es zu deutscher Zeit einmal war. Breslau war immer für die Künstler das Sprungbrett nach Berlin. Mit Freude nahm ich bei meinen Besuchen in Breslau wahr, wie die junge Generation sich für die reiche Geschichte dieser Stadt öffnet. Im Stadtmuseum (ehemaliges Schloß, Palais Spaetgen) fand ich sogar in einer Austellung Geschäftspartner meines Großvaters. Ich würde mich sehr freuen, in neuen aufschlußreichen Artikeln in der JF mehr von meiner Heimatstadt Breslau zu erfahren.

Dagmar Brunke, Pfullingen




Objektiv und einfühlsam

Endlich ein objektiver und zugleich einfühlsamer Reisebericht über Schlesiens Hauptstadt Breslau! Einfühlsam, da der Autor versucht, sich in die Gefühle der Deutschen zu versetzen, die bei einem Breslau-Besuch heute einen „Verlustschmerz“ verspüren, ein „Gefühl historisch-kultureller Illegitimität“. In diesem Bericht wird Breslau wieder als alte deutsche Stadt sichtbar. Leider fehlt hier aber der Name des Breslauer Stadtpräsidenten Rafal Dutkiewicz, der sich stets offen gezeigt hat für die Annahme der deutschen Vergangenheit Breslaus. Augenscheinlich hat sich das liberale, weltoffene Breslau von heute mit seiner Vergangenheit ausgesöhnt. 

Dennoch sei es mir erlaubt, als gebürtiger Breslauer und als Historiker, der sich seit längerem mit der Problematik befaßt, einige Anmerkungen zu machen: So unternahm im Jahr 2009 der Matthesianerverband, die ehemaligen Schüler des Breslauer Matthiasgymnasiums, dem ich angehörte, eine letzte Reise nach Breslau. Der Verband hatte – zur Aufstellung im Rathaus – eine Eichendorff-Büste gestiftet; Joseph von Eichendorff war einst Schüler des Gymnasiums gewesen. Obgleich dieses Vorhaben selbstverständlich die Billigung des Stadtpräsidenten hatte, gab es offenbar starke polnisch-nationalistische Einwände, so daß Öffentlichkeit und Presse an diesem Tag keinen Zutritt erhielten. 

Schließlich sei das Ereignis erwähnt, das Ende 1965, zwanzig Jahre nach Kriegsende, als „Versöhnungsgeste“ große Beachtung fand, aber leider von deutscher Seite falsch verstanden wurde: der Briefwechsel zwischen den polnischen und den deutschen Bischöfen am Ende des Konzils. Hintergrund der polnischen „Vergebungsbitte“ war die rücksichtslose Beseitigung ostdeutscher Diözesen durch Polens einstigen Primas Kardinal Hlond 1945, der sich auf eine nicht existierende päpstliche Vollmacht berief. So versuchte die polnische Kirche 1965 von seiten der deutschen Kirche die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze zu erreichen – noch vor den Ostverträgen und Brandt und Scheel. Vor diesem Hintergrund ist die Leistung, das Stehvermögen des liberalen Stadtpräsidenten, um so mehr zu würdigen.

Dr. Johannes Sziborsky,  Jandelsbrunn