© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Jenseits von Gender & Co.: Konzertierter Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit
Von wegen ergebnisoffen
(dg)

Wer zum Establishment einer rundum privilegierten Minderheit gehört, der hat allen Grund, den Status quo an deutschen Hochschulen als „Wissenschaftsfreiheit“ zu verklären. So darf Susanne Baer, „offen lesbisch“ (taz) lebende Bundesverfassungsrichterin und Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien (HU Berlin) jubeln, Wissenschaft sei per definitionem ein „ergebnisoffenes Abenteuer“, in das sich Forscher hierzulande, im Unterschied zur Türkei oder Trumps USA, „ohne inhaltliche Vorgabe oder gar Zensur“ stürzen könnten (Forschung&Lehre, 3/2017). Nicht im Mainstream schwimmende Wissenschaftler erleben entgegen solcher Phrasen wahre Abenteuer, die bis zur Existenzvernichtung führen können. Wer etwa als Doktorand zu der Weltstaatsutopien eher abgeneigten US-Schule des Realismus arbeite, so der Politologe Martin Wagener, „hat alle Chancen, niemals berufen zu werden“ (FAZ vom 5. April). Von Kriegsursachenforschung zu den Weltkriegen ist ebenfalls dringend abzuraten. Oder von Gender-Kritik aus evolutionsbiologischer Sicht, wie der prominente „Fall“ Axel Meyer (Konstanz) beweist. Daß es sich hier schon längst nicht mehr um „Einzelfälle“ handele, sondern um einen konzertierten Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit, stellten daher Referenten auf dem jüngsten Verbandstag des Deutschen Hochschulverbandes klar. 


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