© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Trotz Numerus clausus: Ansturm auf das Psychologiestudium
Problematische Alternativstudien
(wm)

Die Zwänge des globalisierten Arbeitsalltags sorgen bei Psychologen und Psychotherapeuten für lange Wartelisten. Kein Wunder, daß die Attraktivität des Psychologiestudiums steigt und steigt. Belegten 2007 noch 30.000 Studierende dieses Numerus-clausus-Fach, waren es 2016 doppelt so viele. Daran haben staatliche Hochschulen einen Anteil von 13.700. Explodiert sind die Zahlen an privaten Hochschulen, wo der NC nicht gilt. Wer dort keinen Platz mehr fand, ist ins Ausland ausgewichen. An österreichischen Standorten wie Salzburg oder Innsbruck beläuft sich daher der Anteil bundesdeutscher Psychologiestudenten mittlerweile auf 90 Prozent. Das sei ein „großes Problem“ für Österreich, aber mehr noch für Deutschland, heißt es im Bericht „Zur Lage der Psychologie“ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (Psychologische Rundschau, 1/2017). Denn wer mit ausländischem Bachelor zum Masterstudium zurückkehre, finde hier nicht mehr genügend Studienplätze. In diesem Dilemma stecken auch hiesige nichtuniversitäre BA-Absolventen. Da die „Positivselektion“ des hohen NC keine Auswirkung auf die Anziehungskraft des Faches habe, würden die Alternativen im In- und Ausland die Lage weiter verschärfen, denn mit einem Anschwellen des von dort gespeisten Zustroms ins Masterstudium sei „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ zu rechnen. 


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