© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/17 / 12. Mai 2017

Blick in die Medien
Wer anderen eine Grube gräbt ...
Lukas Steinwandter

Nicht alles, was mit der AfD zu tun hat, ist ein Skandal. Das mußte auf bittere Weise ausgerechnet das Recherchebüro Correctiv erfahren. Dabei war Gründer David Schraven hochtrabend als Retter des seriösen Journalismus gestartet. 

Seitdem die ersten Investigativ­journalisten im Juli 2014 ihre Büros in Berlin bezogen haben, wurden die Correctivler mit Lob überhäuft, erhielten unter anderem den Grimme-Preis sowie den Deutschen Reporterpreis und dürfen sogar für Facebook Fakten prüfen. Mit ihrem jüngsten „Scoop“ landete das Team allerdings eher in der Kategorie Schmierenposse. 

Auch wenn man sie noch so groß aufzieht, manche Skandale sind einfach keine. 

Mit dem boulevardesken Teaser „Wir enthüllen Sexskandal bei der AfD-NRW“ kündigte Correctiv vergangene Woche auf Twitter an, brisante Informationen über eine AfD-Spitzenfrau recherchiert zu haben, die „zu einem Problem für die Partei“ werde. Die gefettete Überschrift des Artikels, für den der Chef höchstpersönlich mit zur Feder griff, lautete: „EXKLUSIV: Spitzenfrau der AfD in Nordrhein-Westfalen arbeitete als Prostituierte“. Der „Skandal“ ist schnell erzählt: Die Kölnerin Iris Dworeck-Danielowski hatte auf einer Internetseite sexuelle Dienste gegen Geld angeboten. 2014 löschte sie ihr Profil und startete ihren Aufstieg in der AfD. Für die Partei kandidiert sie jetzt auf Listenplatz zehn bei der kommenden Landtagswahl. 

Während Schraven und Co. vermutlich genüßlich ihre Füße auf die Schreibtische legten und sich auf ihrem vermeintlichen Erfolg, der AfD geschadet zu haben, ausruhten, blieb eben dieser aus. Denn nicht nur die eigenen Leser fragten sich: „Wo ist der Skandal?“ Auch bekannte Medienjournalisten und sogar Feministinnen rümpften die Nase ob dieses groß aufgebauschten Gebarens um die Prostitutions-Vergangenheit. 

Merke: Selbst wenn man sie noch so groß aufzieht, manche Geschichten und Skandale sind einfach keine.