© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/17 / 05. Mai 2017

Blick in die Medien
Zensur zum Mitmachen
Tobias Dahlbrügge

OWL steht bei Google nicht für den Kreis Ostwestfalen-Lippe, sondern für das „Projekt Eule“ (engl. Project Owl). Damit sollen wieder einmal die berühmt-berüchtigten „Fake News“ und „Haßbotschaften“ aufgespürt und aus den angezeigten Suchergebnissen eliminiert werden. Die bösen Einträge werden unter dem vielsagenden Begriff „minderwertiger Content“ zusammengefaßt.

Dafür setzt der Konzern weltweit Zehntausende Nutzer ein, um die Suchergebnisse von Google und deren „Bereinigung“ zu bewerten. In Deutschland sind rund sechshundert Testpersonen damit beschäftigt, teilte ein Unternehmenssprecher mit.

Man kann sich schon vorstellen, aus welchem Milieu die Helferlein rekrutiert werden.

Die Tester bekommen die Suchtreffer vor und nach einer Algorithmusänderung zu sehen und müssen beurteilen, was „besser“ ist. Damit werden die Algorithmen nach und nach auf die automatische Erkennung unerwünschter Treffer „trainiert“ und diese im Ranking herabgestuft. Die Internet-Spürhunde sollen bei „irreführenden Informationen“ sowie „unbestätigten Verschwörungstheorien“ anschlagen.

Auch bei der automatischen Vervollständigung von Such-Eingaben will Google Begriffe streichen, die „als Bedrohung bestimmter Gruppen empfunden werden können“. Vorauseilender Gehorsam ist doch etwas Herrliches. Welche „bestimmten Gruppen“ werden das wohl sein? Heterosexuelle, weiße Männer? Christen? Das hängt auch davon ab, aus welchem Milieu die fleißigen Helferlein rekrutiert werden. Man kann es sich allerdings schon vorstellen.

Aber auch Otto Normalnutzer soll bald die Möglichkeit erhalten, die „Autocomplete“-Vorschläge zu bewerten und als anstößig zu melden. Das wird ein heiterer Volkssport werden. Bislang schlägt Google bei der Eingabe „Angela Merkel ist“ unter anderem auch „wahnsinnig“ und „schwanger“ vor. 

Damit wird es dann wohl bald vorbei sein. Allerdings ist auch Google als Suchmaschine nicht „alternativlos“.