© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

Leserbriefe

Zu: „Historisches Kalenderblatt“, JF 17/17

Geschichte im Nebel

Ihre Erinnerung an die Zerstörung der baskischen Stadt Guernica bedarf einer Korrektur. Ziel des Angriffes war nicht die Stadt, sondern eine am Rande der Stadt gelegene Brücke. Diese sollte zerstört werden, um den gegnerischen Truppen den Rückzug abzuschneiden. Als die Flugzeuge dort eintrafen – es waren auch italienische beteiligt –, lag das Gebiet im Nebel. Dennoch wurden die Bomben abgeworfen in der Hoffnung, die Brücke zu treffen. Das Ergebnis ist bekannt.

Dr. Theodor Seidel, Berlin






Zur Meldung: „Über Reparationen hinaus ‘Verstetigung’ der Schuld“, JF 17/17

Margot Honecker läßt grüßen

Wenn ich nicht wüßte, daß das „lila Ungeheuer“(Margot Honecker) bereits tot ist, würde ich denken, daß sie und ihr Gefolge diese Ausstellung gestaltet haben. Der Höhepunkt dieser Ausstellung war für mich das Gästebuch und ein Werbeplakat für Seife. Diesem Plakat wird Rassismus unterstellt, den man wirklich nur mit einer rotgrünen Brille erkennen kann. Diese Ausstellung ist pure Ideologie und Propaganda.

Rainer Stahlberg, Berlin






Zu: „AfD-Machtkampf / Ein Bild des Chaos“ von Dieter Stein, JF 16/17

Es ist zum Verzweifeln

Nach der Bundestagswahl im September werden Höcke & Co. nach erfolgreicher Arbeit in der Versenkung verschwinden und mit ihnen die AfD. Eine sich nicht so schnell wieder bietende Gelegenheit für eine Änderung in der deutschen Politik zum Wohle der deutschen Bevölkerung ist vertan. Das wichtigste Kapital einer Partei ist ihr guter Ruf, ihr Image – und das ist verspielt. Höcke leistet große Dienste für das politische Establishment. Doch nicht nur Höckes Verhalten schadet enorm der Partei. Die Machtkämpfe im Vorstand der Partei tun es nicht minder. Es ist zum Verzeifeln!

Annemarie Momberger, Gießen




Einheit und Geschlossenheit

Wie Merkel versucht Petry, Kritiker und Konkurrenten aus der Partei zu drängen. Ich erinnere nur an den Fall Samtleben oder ihre Rolle bei der Spaltung der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Ob sie der AfD damit schadet, ist ihr offensichtlich gleichgültig. Hauptsache, sie kann ihre innerparteiliche Machtposition ausbauen. Das zeigte auch ihr Antrag für den Bundesparteitag. Stein hat recht: Für einen guten Wahlkampf braucht die AfD Einheit und Geschlossenheit. Ich bin gespannt, ob es die AfD – anders als die CDU – schaffen wird, sich ihrer „Merkel“ zu entledigen, damit endlich wieder gute politische Arbeit gemacht werden kann.

Dr. Karl Oppermann, Duisburg






Zu: „Taktische Kehrtwende“ von Michael Wiesberg, JF 16/17

Für Assad ist das Giftgas Gift

Ihr Autor stellt fest: „Tatsächlich kann aber im Moment niemand mit Bestimmtheit sagen, von welcher Seite diese Attacke wirklich ausgegangen ist.“ In der Öffentlichkeit sind nämlich bis dato keine Belege in dieser Frage bekanntgeworden. Demnach bleibt die Täterschaft ungewiß. Also haben die USA offenbar auf einen bloßen Verdacht hin Ziele eines souveränen Staates bombardiert. In dieser Situation könnte die Frage nach dem Cui bono weiterhelfen. Wer zöge denn von diesem Giftgasanschlag den größten Nutzen? Das syrische Militär kaum, da es sich seit Wochen im Bürgerkrieg in der Vorhand befindet und Rebellengebiete zunehmend unter seine Kontrolle bringt. Das Verbrechen paßt eher zu einem Kriegsbeteiligten, der in die Enge getrieben ist, nicht aber zu Assad, der sich gerade auf der Siegerstraße befand und auf der politischen Ebene eine Stärkung seiner Lage erfuhr. Somit wäre der Giftgasangriff eher Assadgegnern zuzutrauen.

Dieter Dziobaka, Hamburg




Immer das gleiche Muster

Dieser Kommentar beschreibt die Vorgänge um den sogenannten Giftgasangriff von Chan Schaichun meines Erachtens sehr realistisch. Fest steht, daß bislang niemand eindeutige Beweise über die genauen Vorgänge vorlegen konnte, und ich wage zu vermuten, daß es diese Beweise auch nie geben wird, weil eine unabhängige Untersuchung gar nicht gewollt ist und daher auch nicht stattfinden wird. Betrachtet man die lange Liste US-amerikanischer Interventionen in der Welt und speziell im Nahen Osten, wird immer wieder dasselbe Muster erkennbar. Es muß ein spektakuläres Ereignis inszeniert werden, welches dann ein militärisches Eingreifen rechtfertigen soll. Daß Rußland die amerikanischen Umsturzpläne in Syrien massiv behindert hat, ist den „Falken“ in Washington schon lange ein Dorn im Auge, und da Trump, wie mancher seiner Vorgänger, seine sämtlichen Wahlkampfversprechen mit Amtsantritt vergessen zu haben scheint, könnte man vermuten, daß er nicht Herr seiner Entschlüsse ist und die Kriegstreiber das Kommando übernommen haben. Es bedarf wenig Phantasie, zu sehen, in welch bedenklicher Lage die Welt sich mittlerweile befindet, und Berlin klatscht dazu noch Beifall.

Klaus Wiedmann, Plön






Zu: „‘Der Schauder der Hölle’“, im Gespräch mit Athanasius Schneider, JF 16/17

Wahrhaft katholisch

Erfreulich, daß Sie mal einen wahrhaft katholischen Bischof befragen! Staats- und Zeitgeistkonforme Kasper und Marxe haben wir ja genug! Im Gegensatz zu diesen hat er die metaphysischen Ursachen des immer totalitärer werdenden Westens kurz und bündig dargelegt. Mehr davon! Politische Analysen springen letztlich immer zu kurz, das liegt in der Natur der Sache. Da der Protestantismus stets im Schlepptau der Staatsmacht daherkommt, nützt er hierbei auch wenig, um nicht zu sagen: nichts!

Andreas Jung, Berlin




Religiöser Fundamentalismus

Beim Interview mit Bischof Schneider dachte ich erst, es handele sich um einen verspäteten Aprilscherz. Aus welchem Grund die JF diesem Vertreter der katholischen Kirche so viel Platz einräumt, erschließt sich mir nicht. Religiöser Fundamentalismus jedweder Couleur ist mir zutiefst zuwider, egal aus welcher Ecke dieser hervorkriecht. Es macht ihn jedenfalls nicht erträglicher, bloß weil er katholisch-christlichen Ursprungs ist! Um den Begriff des von Bischof Schneider erwähnten „denkenden Menschen“ zu verwenden: Der Glaube an diese Kirche kann für jeden denkenden Menschen de facto nicht in Frage kommen.

Stefan Hübner, Berlin





Nicht ungewohnt – arrogant

Ihrem Gespräch stellen Sie folgende Warnung voran: „Die Unbedingtheit seiner Worte wirkt für uns ungewohnt.“ Nein – ich finde sie arrogant! Wenn dieser Bischof von politischer und ökumenischer Korrektheit spricht, wobei er jene Christen meint, die sich dankbar erinnernd mit 500 Jahren Martin Luther und Reformation beschäftigen, da er – entweder theo-ideologisch oder mangels ausreichenden Geschichtswissens um die kirchliche Problematik vor 500 Jahren – keinen Grund sieht, dieses Jubiläum zu feiern, dann steht er ziemlich allein. 

Martin Luther war kein Abtrünniger, kein Sektierer, er war der Reformator in drängender Zeit, Befreier vom Ablaßschwindel und „hoher“ kirchlicher Unterdrückung, er führte die Gläubigen unmittelbar zu Gott und nicht auf den damals immer mehr ausufernden Weg über die zahlreichen Klippen der kirchlichen Hierarchie! Die katholische Kirche war in zu tiefen Verfall geraten. Ihr Gottesdienst war halb eine leere, tote Formel, halb ein unwürdiges Possenspiel. Es erscheint uns kaum glaublich, was damals für Dinge an den Festtagen unter dem Namen von Gottesdiensten in den und außerhalb der Kirchen vorgenommen wurden. Noch ärger aber war der Verfall der Geistlichkeit. Auch deshalb fand der Protestantismus immer mehr Anhänger! 

Heute sehen etliche katholische Pfarrer die Möglichkeit wahrhafter Ökumene dort, wo auch glaubhafte evangelische Pastoren „auf Augenhöhe“ mit ihnen im Sinne des Evangeliums zum Miteinander bereit und willens sind. Jedoch nicht, indem man gemeinsam das Kreuz duckmäuserisch abnimmt, sondern wie Luther auftritt: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“

Dr. Wolfgang Köpp, Penzlin






Zu: „Die Probleme nehmen überhand“ von Martin Voigt, JF 16/17

Verschobene Verantwortung

Wem ginge dieses Foto der erschöpften Grundschülerin nicht zu Herzen? Wen lassen Erstkläßler kalt, die morgens auf den Schulhöfen stehen, zu dünn gekleidet, ohne Frühstück, weil Mutti keine Kraft hatte, teils – wie ich es als Lehrerin an einer Grundschule schon in den 90er Jahren erlebte – sogar ohne Ranzen, weil die kleinen Kerle sie vergessen hatten? 

Eindrucksvoll belegen die angeführten Statistiken den erschreckenden Anstieg kindlicher und jugendlicher Verhaltensstörungen. Es sind besonders die Kinder, die für die seit der 68er Kulturrevolution betriebene Demontage der Familie zahlen. Daran ändern auch so schöne Begriffe wie „Patchworkfamilie“ nichts. Die jungen Menschen reagieren auf gescheiterte Ehen, womöglich wiederholte Ortswechsel und immer neue elterliche „Partner“ mit Implosion (Depression, Drogen, Magersucht) oder Explosion (Vandalismus, Schlägereien). Die Reaktion? Da kann es schon mal passieren, daß eine von Jugendlichen zertrümmerte Beton-Tischtennisplatte zu einer Lehrerkonferenz führt, deren einziges Thema ist, wie schnellstens eine neue Platte besorgt werden könne. Da kann über ein sichtlich unter dem familiären Desaster leidendes, verstummtes Mädchen behauptet werden: „Sie ist halt still, kommt aber bestens zurecht.“ 

Wer wüßte nicht, daß Lehrer sich inzwischen mit dem Doppelauftrag von Bildung und Erziehung völlig überfordert fühlen; zumal vor dem dritten Lebensjahr in die Krippe abgegebene Kinder allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz später nicht bildungsfähiger sind: keine Bildung ohne Bindung! Wie lange lassen sich Mütter noch als „Selbstverwirklichung“ einreden, was sie zwischen Beruf und Familie zerreißt (als sei „Mutter“ kein Beruf)? 

Viele Eltern, inzwischen bekanntlich immer häufiger alleinerziehend, sind erschöpft und, wie die meterlangen Regale mit Erziehungsratgebern in den Buchhandlungen zeigen, ratlos. Es fehlt die Kraft, die pädagogische Verantwortung zu übernehmen und die eigene erzieherische Kompetenz auszuschöpfen. Statt dessen ist man schnell bei der Hand mit „Diagnosen“, ob vermeintlich ADHS, Dyskalkulie oder der derzeit scheinbar grassierende Autismus. Eine seit Jahrzehnten prosperierende Beratungsindustrie freut sich. Als ginge es hier nur um eine Frage der Technik und des richtigen Know-hows.

Marita Lanfer, Bruchhausen






Zu: „In enger Verbundenheit“ von Ronald Berthold, JF 16/17

Zentrierte politische Bildung

Der Artikel kratzt wohl nur an der Oberfläche. Die Tiefe der linken Verstrickungen dürfte vielschichtiger sein. Vor einiger Zeit erhielt ich durch Zufall ein Exemplar des Fluters. Beim Durchlesen kam es mir vor, als machte ich einen Sprung zurück in die Zeit der untergegangenen DDR. Auch wurde akribisch aufgelistet, was denn alles rechtsradikal sei. Beispielsweise das Logo eines Bekleidungsherstellers oder der bei „Nazis“ beliebte Thorshammer als Kettchenanhänger usw., ein Sammelsurium unter dem Motto: wie erkenne ich den Nazi. Herausgeber war zu meinem Erstaunen die Landeszentrale für politische Bildung. Mehr braucht man nicht dazu zu sagen!

Gerd Dold, Tübingen






Zu: „Geht endlich in Rente!“von Birgit Kelle, JF 15/17

Grünes Alleinstellungsmerkmal

Ergänzend zu diesem Abgesang auf die Grünen sei an die Fraktionsvorsitzende Göring-Eckardt erinnert, die Ende 2015 auf dem Höhepunkt der unkontrollierten Massenzuwanderung an die Öffentlichkeit appellierte, Flüchtlinge privat bei sich zu Hause aufzunehmen. Wie auf Nachfrage schriftlich mitgeteilt wurde, hat sie selbst keinen einzigen aufgenommen, sondern statt dessen mit flüchtenden Familien und Kindern über deren Probleme, Sorgen und Nöte gesprochen. Außerdem kämpfe sie gegen den unsolidarischen Beschluß der Bundesregierung wegen Einschränkung des Familiennachzuges. So sind sie, die Grünen: Das solidarische Opfer anderen ungefragt aufbürden. Damit hat diese Partei der selbstgerechten Heuchler durchaus ein Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen.

Alexander Braun, Dannstadt-Schauernheim






Zu: „Keine Ehre, wem Ehre gebührt“ von Christian Vollradt, JF 15/17

Pazifizierter Zeitgeist

Als Hobbyhistoriker über den Ersten Weltkrieg wunderte ich mich schon, warum das Flieger-As Wilhelm Frankl in dem erwähnten Buch „Pour-le-mérite-Flieger“ nicht entsprechend gewürdigt wird. Dank Ihres aufschlußreichen Artikels ist dies nun geklärt. Zum diesbezüglichen Lesereinspruch (JF 16/17) sei angemerkt, daß echtes soldatisches Heldentum durch das in Pflichterfüllung gebrachte Opfer grundsätzlich für sich alleine steht. Ob der Krieg für Freiheit oder sonstige hehre Ziele geführt wurde, ist lediglich für die Rechtfertigung der Sieger oder die Beurteilung nachgeborener Historiker von Bedeutung. Insofern ist der Lesereinspruch prototypisch für einen pazifizierten Zeitgeist, dem jegliches Verständnis für soldatische Tugenden fehlt.

Andreas Blümel, Waldenbuch