© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

Meldungen

Kardiologen unter Hitler: Nur klassische Mitläufer

Düsseldorf. Die verbands- oder firmeninterne Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus hat schon seit langem auch weitgehend unpolitische Institutionen erfaßt. Wie Eckart Fleck, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, am 20. April mitteilte, legen die Herz- und Kreislaufmediziner anläßlich ihres neunzigjährigen Bestehens nun das Produkt des von ihnen finanzierten Forschungsprojektes in Buchform vor („Die Deutsche Gesellschaft für Kreislaufforschung im Nationalsozialismus 1933–1945“). Drei Jahre hatte der Medizinhistoriker Timo Baumann „NS-Verstrickungen“ nachgespürt und fand mindestens „im Netzwerk von Personen, die medizinisch-wissenschaftlich, beruflich und teils auch durch persönliche Beziehungen verbunden waren“, belastbare Hinweise. „In den meisten Fällen entsteht dabei das Bild des klassischen Mitläufers“, resümiert Baumann, „echte rassistische Ausfälle im Sinne der NS-Ideologie waren in den gesichteten Schriftwechseln nicht zu finden.“ Neben einem „eindeutig feststellbaren Trend zur individuellen Anpassung“ sei allerdings auch „selten eine oppositionelle Haltung oder Kritik“ am NS-System erkennbar. (bä)

 www.dgk.org/presse





Migration: Gegen Ängste der Mehrheitsgesellschaft

Bremerhaven. Am Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven ist am vergangenen Freitag das „Studio Migration“ als Ort der Kommunikation feierlich eröffnet worden. Das Museum, das sich ursprünglich dem Massenphänomen Auswanderung widmete, steht nun auch mehr im Banne der Masseneinwanderung. Simone Eick, Direktorin des Auswanderermuseums, begründet gegenüber dem Deutschlandradio Kultur die Ursprungsidee für das neue Begegnungszentrum mit der von ihr festgestellten Verunsicherung der Besucher beim Thema Identität: „Die einen haben Angst vor Überfremdung, die anderen haben Angst vor rassistischen Äußerungen bis zu gewalttätigen Übergriffen.“ Um diesen Bedenken in der „Mehrheitsgesellschaft“ zu begegnen, sei das Motto dieses Raums auch „Angst in Neugierde verwandeln“. Dies ist auch der Name der Publikation, die das Museum zur Ausstellung herausgebracht hat. (bä)

 http://dah-bremerhaven.de





Erste Sätze

Der Name des Johannes Althusius ist heute so gut wie verschollen.

Otto von Gierke: Johannes Althusius und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien, Breslau 1880





Historisches Kalenderblatt

1. Mai 1987: Linksextreme Gewalt eskaliert zu schweren Ausschreitungen mit Bränden und Plünderungen nach gemeinsamem Straßenfest von „Autonomen“, der grünen Alternativen Liste (AL) und der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) in Berlin-Kreuzberg.