© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Am Mittwoch dieser Woche war der „Welttag des geistigen Eigentums“. Mit diesem von der Unesco angeregten und von der in Genf ansässigen „Weltorganisation für geistiges Eigentum“ im Jahr 2000 erstmals ausgerufenen Aktionstag soll auf Ideendiebstahl und Urheberrechtsverletzungen aufmerksam gemacht werden. Die Botschaft ist unmißverständlich: Geistiges Eigentum müsse geschützt werden. Mit Blick auf die politischen, medialen und gesellschaftlichen Zeitgeistgestalten, die sich meist im bloßen Nachplappern erschöpfen, sei die Feststellung gestattet: Viel zu schützen gibt es da nicht mehr.


Anderes Wort für Angestellte im städtischen Ordnungsdienst zur Parkraumüberwachung: Straßenräuber.


Wiedergelesen: In seinem autobiographischen Roman „Der Fragebogen“ schildert Ernst von Salomon eine zufällige Begegnung mit Ernst Jünger, nachdem sich beide lange Jahre nicht mehr gesehen hatten. 1937 zur Zeit des Nürnberger NS-Parteitages trafen sie sich auf der Straße vor einem Kino, aus dem gerade die Besucher strömten. Ernst von Salomon versuchte Jünger beiseite zu ziehen mit der Bemerkung: „Schauerlich diese Masse Volk, das ist ja wie beim Parteitag.“ Daraufhin erwiderte Jünger: „Oh, verachten Sie mir den Demos nicht, er ist schon eine Macht, wenn auch keine sehr appetitliche.“ Als Ernst von Salomon dann fragte, was er so treibe, antwortete Jünger: „Ich habe mir einen erhöhten Standort ausgesucht, von dem aus ich beobachte, wie sich die Wanzen gegenseitig auffressen.“ – Nun, ob dieser Satz tatsächlich so gefallen ist, sei dahingestellt. In Ernst Jüngers Werk findet er sich nicht. Allerdings verwendet er die Formulierung vom „erhöhten Standort“ öfter, insofern kann dem von Salomon zitierten Jünger-Wort durchaus Plausibilität zugesprochen werden. Seinem zeitlichen Kontext enthoben und in die Jetztzeit übertragen, bleibt er als Richtschnur allemal bedenkenswert.


„Linke Geister bewegen sich im Laufe des Lebens zur Mitte hin und beschweren sie mit ihrem knörzigen, ermüdeten Linkstum. Rechte Geister fliehen zeitlebens die Mitte und verlieren sich später in der Tiefe der Zeiten.“ (Botho Strauß in der Zeit vom 30. März)


Tyrannen finden immer einen Vorwand für ihre Tyrannei.


„Gesinnung ist dem Triebleben näher verwandt als dem Geistesleben, steht dem Lustprinzip näher als der Erkenntnis.“ (Botho Strauß ebenda)