© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

CD-Kritik: Kofelgschroa
Echolalie am Zug
Sebastian Hennig

Die oberbayerische Kapelle Kofel-gschroa ist vor acht Jahren in die Öffentlichkeit getreten. Als würde ein Saurier plötzlich den vorgeschichtlichen Alpenmassiven entsteigen und sich emporschwingen, so uralt-lebendig wirkte die tönende Poesie der vier Männer aus Oberammergau. Seither zieht dieser Urvogel unbeirrt seine fröhlichen Kreise durch den musikalischen Äther.

Der unverwechselbare Ton war mit der ersten Veröffentlichung festgelegt. Dennoch ist dieser spezifische Klang elastisch und entwicklungsfreudig. Im dritten Album „Baaz“ ist das zuweilen etwas Zerfahrene und Grelle daran weiter gemäßigt, und dem Zaubervogel sind einige neue Federn gewachsen. Im ersten Lied wird ein Langlauf-Pokal besungen. Wie bei Karl Valentin basiert der Humor von  Kofelgschroa auf einem unerschütterlichen Ernst. „Käfer“ ist ein surreales Kurzhörspiel.

„Zug“ kann als Metapher für das Musizieren der Gruppe gelten. Das Tuba continuo markiert die stetige Folge der Gleisschwellen, worüber das hellere Blech auf den Schienen eines Akkordeons dahingleitet. Es wechselt der Blick aus dem Fenster. Doch die Fortbewegung über die Gleise bleibt die gleiche. „Annoraaq“ ist ein flotter Blues über die robuste Jacke. In einem beschwingten Stumpfsinn voller poetischer Echolalie besteht das Wirkungsgeheimnis dieser Musik.

Kofelgeschroa Baaz Trikont 2016 www.kofelgschroa.by