© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/17 / 28. April 2017

Aufgeschnappt
35 mm Diskriminierung
Matthias Bäkermann

Für die grüne Landtagsabgeordnete Franziska Schubert ist die Sache klar: Dahinter kann eigentlich nur „Diskriminierung“ stecken. Gemeint sind gewisse Straßenschilder im östlichen Sachsen. „Laut Staatsregierung ist es aufgrund von Normen nicht möglich, bei Ortstafeln die sorbischen Bezeichnungen der Orte in gleicher Größe anzuführen“, empörte sich die 34jährige Grüne vergangenen Montag gegenüber dem Onlineportal der Dresdner Morgenpost und wittert einen Verstoß gegen den in der Verfassung des Freistaates festgelegten Minderheitenschutz, der für die etwa 40.000 Sorben unter knapp 570.000 Einwohnern der Landkreise Bautzen und Görlitz gilt und im Paragraph 11 des Sächsischen Sorbengesetzes auch die zweisprachige Beschilderung im öffentlichen Raum zusichert.

Auch Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) hielte gleichgroße Beschriftung „für anstrebenswert“, sieht aber als Mann der Praxis auf den für die Bundesrepublik genormten Ortstafeln (1.260 mal 840 Millimeter) schlicht keinen Platz dafür. Deshalb ist die Schrift des sorbischen Ortsnamen eben 35 Millimeter kleiner als der deutsche. Immerhin werde auf touristischen Schildern auf gleiche Schriftgröße geachtet. Die dort lebenden Sorben haben das jedenfalls bisher mit allergrößter Gelassenheit ertragen.