© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/17 / 21. April 2017

Meldungen

Über Reparationen hinaus „Verstetigung“ der Schuld

Berlin. Anläßlich der Ausstellung „Deutscher Kolonialismus“ im Deutschen Historischen Museum fand Ende März in Kooperation mit dem RBB-Inforadio (am 9. April gesendet) eine erhellende Podiumsdiskussion mit einschlägiger Beteiligung darüber statt, wie „die Debatte über deutschen Kolonialismus weitergehen“ soll. In der Verurteilung der „Völkermorde“ während der „fatalen“ deutschen Kolonialzeit waren Ruprecht Polenz (CDU), die Ethnologin Larissa Förster (Berlin), der Herero-Aktivist Israel Kaunatjike, der Historiker Jonas Kreienbaum (Rostock) und der Soziologe Reinhart Kößler (Freiburg/Br.) „absolut konsensfähig“. Allerdings, so kritisierte Förster, gebe es „immer noch Nischen in der Gesellschaft, in denen ein anderer Diskurs herrscht“, Kolonialgeschichte also nicht per se als Verbrechensgeschichte definiert werde. Selbst in Namibia gebe es leider noch „gegenläufige Narrative“ in dieser Frage. Deshalb brauche es neben Entschädigungen oder „Mitteln zur Unterstützung der Landreform“ (Polenz) eine Verstetigung einer „gemeinsamen Gedenkkultur“. Dazu könne die deutsche Schuld „jungen Menschen“ in einer „Aktion Sühnezeichen für Kolonialismus“ nahegebracht werden oder mindestens in einem „Mahnmal mit Forschungszentrum“, wie es Kreienbaum für geboten hält. (bä)

 www.inforadio.de





Colonia Dignidad: Grüne fordern Aufarbeitung

Berlin. Geführt von Renate Künast haben Abgeordnete von Grünen und Linken am 30. März einen Antrag in den Deutschen Bundestag (Drucksache 18/11805) eingebracht, der sich im Kern mit der Aufarbeitung deutscher Schuld beschäftigt. Dabei geht es um kriminelle Umtriebe, die der seit 1961 aufgrund eines Haftbefehls wegen „Unzucht mit Minderjährigen“ aus Deutschland nach Chile abgetauchte Sektengründer Paul Schäfer in dem dortigen Projekt „Colonia Dignidad“ zu verantworten habe. Die blutsgebundene Staatsbürgerschaft Schäfers voranstellend, sehen die Politiker Deutschland deshalb in der Verpflichtung, in Chile „den Prozeß der Aufarbeitung der Vergangenheit im Rahmen einer Gedenkkultur außerhalb und innerhalb des Geländes der Colonia Dignidad durch gemeinsame Errichtung und Finanzierung einer Begegnungs- und Gedenkstätte zu unterstützen“. (bä)

 http://dip21.bundestag.de





Erste Sätze

Jedes Leben lebt in seiner eigenen Welt.

Hans Freyer: Der Staat, Leipzig 1925





Historisches Kalenderblatt

26. April 1937: Flieger der deutschen Legion Condor greifen im Spanischen Bürgerkrieg das im baskischen Frontbereich der republikanischen Truppen liegende Guernica an. Die von den Bomben ausgelösten Brände verursachen ein Inferno mit mehreren hundert Toten.