© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/17 / 21. April 2017

Kampf um den öffentlichen Raum
Neue Herrenmenschen
Felix Krautkrämer

Das Signal war eindeutig: Eure Regeln interessieren uns nicht. Wir machen, was wir wollen, wann wir wollen und wo wir wollen. Weil eine türkische Hochzeitsgesellschaft ein paar Erinnerungsfotos von ihrem Autokorso machen wollte, hat sie mal kurzerhand eine deutsche Autobahn gesperrt. Die alarmierte Polizei wurde dann auch noch gleich aggressiv bepöbelt, um den Beamten klarzumachen, wer hier Herr im Haus ist. 

Doch das raumgreifende Verhalten junger arabischer und türkischer Männer kommt nicht von irgendwo her. Sie wissen, daß sie es sich leisten können. In ihrer Heimat würde sich keiner von ihnen gegenüber Polizisten so verhalten, aber in Deutschland geht das. Denn hier leugnet die Politik das Problem der gescheiterten Integration. Die Justiz zeigt sich regelmäßig nachsichtig und belohnt das asoziale Verhalten mit Kuschelstrafen, und in den Medien werden die Vorfälle anonymisierend als Streit zwischen „Großfamilien“ abgetan oder als eine „Hochzeitsgesellschaft“, die außer Rand und Band geraten sei, verharmlost. Und kommt dann doch einmal Kritik am Benehmen der neuen Herrenmenschen auf, ist die entschuldigende Erklärung auch schnell zur Hand: die mangelnde Willkommenskultur sei schuld. Die Deutschen müßten eben etwas toleranter und weniger spießig werden – auch auf ihren Autobahnen.