© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Meldungen

Wissenschaftler flüchten aus der Türkei ins Exil

Essen. Laut dem internationalen Netzwerk Scholars at Risk (SAR), in dem über 400 Hochschulen und Forschungsinstitutionen aus 39 Staaten zusammengefaßt sind, hat die Verhaftungswelle in der Türkei nach dem gescheiterten Putsch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einem Exodus von Wissenschaftlern aus der Türkei geführt. Seit Januar 2016 haben über 500 türkische Forscher um Hilfe bei SAR nachgesucht, damit liege die Zahl sogar noch über jener aus Syrien. Neben Verhaftungen und politisch motivierten Kündigungen (etwa 7.000) beklagen die ins Exil gedrängten Wissenschaftler systematische staatliche Repressions- und Einschüchterungsmaßnahmen. Deutschland ist zudem 2016 zum Hauptzielland avanciert, während in den Jahren zuvor die Niederlande und Norwegen die Hauptexilländer waren. Im Merton-Magazin, der Zeitschrift des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, werden als ein Grund dafür die Philipp-Schwartz-Stipendien gesehen, die verschiedene deutsche Stiftungen und das Auswärtige Amt finanzieren und die seit April 2017 allein 60 Wissenschaftler alimentieren. (bä)

 https://merton-magazin.de





Universitäten: Inflation sehr guter Abschlußnoten

Flensburg. Ein lange beklagter Trend, daß an deutschen Universitäten immer bessere Abschlußnoten vergeben werden, hat nun ein dreijähriges Forschungsprojekt des Bildungsökonomen Gerd Grözinger und des Statistikers Volker Müller-Benedict (Universität Flensburg) bestätigt. Auf Grundlage von 138.000 Prüfungsakten mit mehr als 700.000 Examensnoten und Daten der Prüfungsdatenbank im Statistischen Landesamt Kiel zwischen 1968 und 2013 weisen die Wissenschaftler eine deutliche „Noteninflation“ nach, im Fach Deutsch für das Lehramt sogar um eine ganze Notenklassifikation bei gleichen Anforderungen. Ihre Studie (Noten an Deutschlands Hochschulen 1960 bis 2013, Springer VS-Verlag 2017) wies zudem nach, daß Absolventen um so besser abschnitten, je besser die akute Arbeitsmarktlage war und damit weniger Studenten an die Hochschulen drängten. (bä)

 www.springer.com





Erste Sätze

Meine Damen und Herren, wenn Nationen als ganze Nervenzusammenbrüche erleiden könnten – es müßte im Falle der Deutschen an einem 9. November geschehen.

Peter Sloterdijk: Der starke Grund, zusammen zu sein. Erinnerungen an die Erfindung des Volkes, Frankfurt/M. 1998





Historisches Kalenderblatt

16. April 1917: Nach der Kürzung von Brotrationen um 25 Prozent kommt es in vielen Städten des Deutschen Reiches zu Massenprotesten. In Berlin gehen über 200.000 Arbeiter auf die Straße, obwohl die Gewerkschaften den Streik nicht unterstützen.