© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/17 / 14. April 2017

Blick in die Medien
Und der Gewinner ist
Tobias Dahlbrügge

Gerald Hensel war bis vor kurzem „Strategie-Manager“ bei der Hamburger Werbeagentur Scholz & Friends. Nebenbei initiierte er die Internetkampagne #KeinGeldFürRechts und drängte Werbekunden von „rechten“ Internetseiten, ihre Anzeigen auf diesen Online-Auftritten zu stornieren. Im selben Zeitraum bewarb sich Scholz & Friends um einen 100-Millionen-Etat der Bundesregierung für die Aktion „Demokratie leben“. Dabei geht es – man ahnt es schon – um „Engagement gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“. Die Agentur dementierte, Hensel habe quasi „hintenrum“ Pluspunkte im zuständigen Ministerium sammeln wollen, und trennte sich einvernehmlich von dem Mitarbeiter. Dem Erfolg hat es nicht geschadet: Scholz & Friends hat den Zuschlag für den Auftrag bekommen.

100 Millionen Euro für die Buntheitsbeschallung kurz vor der Bundestagswahl.

Die Kampagne beinhaltet Plakate, Kinowerbung, Online-Marketing, Aktionstage und vieles mehr. Die Auftragsbeschreibung erfordert neben „Kampagnendesign und Kommunikationskonzept“, die „auf emotionaler Ebene wirken“ sollen, auch regelmäßige Arbeitstreffen im Bundesministerium für Familie und Soziales von Frau Schwesig. Daß die Dame vor dem Hintergrund der näherrückenden Bundestagswahl mit Steuermillionen für „Buntheitsbeschallung“ um sich wirft, ist ebensowenig erstaunlich, wie die einseitige Ausrichtung der Kampagne, da Schwesig erklärtermaßen Linksextremismus „für ein aufgebauschtes Problem“ hält. In dem Zusammenhang ist es schon fast komisch, daß der definierten Zielsetzung „gegen Rassismus und Antisemitismus, die Herausforderungen durch Islam- bzw. Muslimfeindlichkeit, Antiziganismus, Ultranationalismus, Homo- und Transfeindlichkeit“ auch noch ein verschämtes, kleingeschriebenes „gewaltbereiter Salafismus bzw. Dschihadismus und linke Militanz“ angehängt wurde. Es wäre interessant, wie hoch der Anteil der 100 Millionen Euro ist, der gegen Islamismus und „linke Militanz“ aufgewendet wird.