© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/17 / 07. April 2017

Haltungsnote
Ingolstädter Alpträume
Jörg Fischer

Max Wäcker hat nicht mehr lange bis zum Ruhestand. Damit bis dahin nichts schiefgeht, äußert sich der Vizechef des Audi-Betriebsrats politisch korrekt: „Unser Stammwerk muß weiter fit für die Zukunft gemacht werden“, so der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat vorige Woche auf einer Betriebsversammlung. Die Audi-Führung müsse daher „ein reines Elektro-Modell für den Standort Ingolstadt zusichern“. Doch die bald ein Vierteljahrhundert lange Aufsichtsratszeit hat Wäckers Realtätssinn getrübt. Für die 16 Kilometer von Ingolstadt in sein Heimatdorf ist der elektrifizierte Audi A3 sicherlich ideal – für eine Reise in die Alpen weniger. Daher waren 2016 von den 289.617 in Deutschland verkauften Audis keine 0,6 Prozent „emobil“. Selbst der neue E-SUV Audi e-tron kommt mit einer Batterieladung nicht von der Donau bis nach Wolfsburg. Wäcker hätte besser die Zurückholung der Produktion des Audi Q5 gefordert. Der verkaufte sich 26.727mal hierzulande, aber seit Modelljahr 2017 ist der Q5 „Hecho en México“. Daß dies den US-Absatz nicht beflügelt, liegt an Donald Trump. Aber daß der Q5-Preis in Höhe von Wäckers Aufsichtsratsbezügen eine Ingolstädter Montage ausschließt, glauben nicht mal neoliberal Gehirngewaschene.