© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/17 / 24. März 2017

Schulz-Höhenflug
Beispiel für Parteidisziplin
Gil Barkei

Martin Schulz, Mister 100 Prozent. Ein mit viel populistischen Versprechungen voll aufgeladener Wahlkampf-Akku. Dabei hat selten jemand so viel geredet, und dabei so wenig gesagt. 

Doch der große „Wie wollen Sie das alles bezahlen?“-Gegenangriff bleibt bisher aus. Die Einstellung der Union, bis zur Bundestagswahl seien es ja noch sechs Monate, verkennt, daß sich die Bürger eben genau an dieser abwartenden, taubstummen Politik der starren Raute sattgesehen haben. Der von den Medien unaufhörlich befeuerte „Schulz-Zug“ verdeutlicht den Verschleiß der einstigen Lokomotive Merkel. Wer gelassen arrogant auf die Selbstentzauberung des Heiland-Hypes wartet, der hat zwar dessen immer wieder durchblitzende künstliche Inszenierung richtig erkannt, läßt jedoch das Potential eines eigendynamischen Dominoeffekts von Landtagswahl zu Landtagswahl außer acht. Dieser könnte eintreten, wenn die SPD im Saarland tatsächlich die CDU überholt. 

Das überschwengliche Preisen ihres Sankt Martin durch alle SPD-Spitzenpolitiker mag oftmals lächerlich erscheinen, es zeigt aber auch die wiederentdeckte Geschlossenheit und taktische Disziplin innerhalb der Partei. Gerade daran könnte sich die chronisch zoffende AfD, die bis vor kurzem noch der Hauptprofiteur der Veränderungssehnsucht vieler Wähler war, ein Beispiel nehmen.