© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/17 / 24. März 2017

Konflikt mit der Türkei
Eine Frage der Ehre
Michael Paulwitz

Wer sich herumstoßen und beleidigen läßt, ohne sich zu wehren, dem haut der Schulhof-Rabauke erst recht die Mütze vom Kopf. Merkel-Verdrescher Recep Tayyip Erdogan ist inzwischen beim Duzen und der Maximalbeschimpfung für Deutsche angekommen: „Du benutzt Nazi-Methoden!“ Und zwar „bei meinen türkischen Geschwistern“, die er als großer Beschützer-Bruder ordentlich beeindrucken will. Zuvor hat sein Außenminister uns Ungläubigen schon mit „heiligem Krieg“ gedroht, und der Sultan selbst hat seine fünfte Kolonne zum Geburten-Dschihad aufgerufen.

Fällt der europäischen „Führungsmacht“ auf solche Kampfansagen wirklich nicht mehr ein als „das geht aber nicht“? Bislang wurde nicht mal der türkische Botschafter einbestellt oder der deutsche aus Ankara abberufen. Erdogans Tiraden sind ein Zeichen der Nervosität: Er braucht die Stimmen der ihm besonders ergebenen Auslandstürken, damit sein Referendum zur Einführung der Präsidialdiktatur nicht schiefgeht. Die auf ihren „Flüchtlings-Deal“ fixierte Bundesregierung hat ihm dafür sogar beflissen die Einrichtung von Wahllokalen zugesichert. Unter der offenkundig ignorierten Bedingung, daß die Pöbeleien aufhören. 

Da ist es eine Frage der selbst von Kanzleramtsminister Altmaier beschworenen Ehre, die Durchführung des Referendums in Deutschland abzusagen. Türkische Innenpolitik gehört in die Türkei.