© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

Frisch gepresst

Cioran. Die für ihre schrillen Thesen bekannte US-Publizistin Susan Sontag hielt Emil M. Cioran (1911–1995) für den „Nietzsche unserer Tage“. Anders als beabsichtigt, weist ein solches Lob den rumänischen „Privatnachdenker“, der sich 1941 für den Rest seines Lebens in Paris etablierte, eigentlich als Nachtreter und Epigonen aus. Was Cioran auch tatsächlich war, denn selbst der krasseste Nihilismus des Essayisten, der über den „Nachteil geboren zu sein“ klagte und auf den „Gipfeln der Verzweiflung“ philosophierte, kann die Abhängigkeit von Nietzsche, dem Stammvater der deutschen Modernekritik, nicht verbergen. So wirkt auch seine jetzt erstmals in deutscher Fassung veröffentlichte politische Publizistik, verfaßt in seiner faschistischen Periode im Umfeld der Eisernen Garde, wie eine Ausschüttung von Exzerpten, im Rausch der Zeitverachtung gezogen aus dem nietzscheanisch inspirierten Schrifttum der Lebensphilosophie, der Konservativen Revolution, des George-Kreises. (wm)

E. M. Cioran: Apologie der Barbarei. Frühe Aufsätze 1932–1941. Karolinger Verlag, Wien 2016, gebunden, 135 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro





Kreta. Als die knapp 4.500 deutschen Gefallenen 1974 auf den neu eingeweihten Deutschen Soldatenfriedhof Maleme umgebettet wurden, war der Journalist Egon Scherer Berichterstatter. Seitdem hat ihn „das Thema ‘Kreta’ nicht mehr losgelassen“. Dementsprechend ist das Produkt seiner Obsession ausgefallen. Mehrere hundert reich bebilderte Seiten widmen sich den zwölf Tagen im Mai 1941, in denen es den deutschen Truppen gelang, die griechische Insel gegen eine doppelt so große britische Übermacht zu erobern. Militärhistorisch bedeutsam ist das „Unternehmen Merkur“ vor allem auch, weil diese Operation gegen gut vorbereitete Feindkräfte unter dem verwegenen strategischen Nachteil der Invasion aus der Luft erfolgte, den die junge Fallschirmjägertruppe beherzt anführte. Deren hohe Verluste führten allerdings auch dazu, daß von Luftlandeoperationen im größeren Stil nach Kreta abgesehen wurde. Generalleutnant a.D. Wolfgang Odendahl lobt im Vorwort Scherers akribische Rückschau der Schlacht. Der Fallschirmjäger der Bundeswehr erkennt in dieser für die tonangebende „postheroische Generation“ sogar eine Gelegenheit, „sich der Grundwerte des Soldatentums zu besinnen“. (bä)

Egon W. Scherer: Entscheidung bei Maleme. Kreta 1941. Eine Insel wird aus der Luft erobert. Lau Verlag, Reinbek 2016, gebunden, 558 Seiten, Abbildungen, 38 Euro