© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

Die Akte „Klartext“
Fernsehen: Claus Strunz politisiert den Sat.1-Quotenrenner „Akte“ und spricht heikle Themen unserer Zeit an
Christian Schreiber

Die Anfänge von Claus Strunz waren eher unspektakulär. Sein Volontariat absolvierte der 50jährige beim Nordbayerischen Kurier. Doch was zunächst  wie eine klassische Karriere als Provinz-journalist anlief, entwickelte sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu einer Erfolgsgeschichte. 

Strunz ist mittlerweile einer der bekanntesten deutschen Journalisten. Vielseitig und eloquent schaffte er es, gleichzeitig eine Karriere bei Print und TV hinzulegen. Chefredakteur bei der Bild am Sonntag und beim Hamburger Abendblatt, seit Juli 2011 Geschäftsführer TV- und Videoproduktionen bei Axel Springer. Als kritischer und nonkonformer Kommentator im Sat1-Frühstücksfernsehen hat er sich einen Namen gemacht.

Im Januar hat Strunz die populäre Sendung „Akte“ übernommen. Ulrich Meyer machte das Format seit 1995 mit einer Mischung aus Reality-TV, investigativer Recherche und Service zu einem Quotenrenner bei Sat.1. Strunz will nun die „Akte“ politisieren. Als meinungsstarker Wortführer moderierte er bereits die N24-Talkshow „Was erlauben Strunz“. Selten klamaukig, aber immer bissig, lautet sein Motto. Meyer war eher der Aufreißer, er machte Rauschgiftfunde im Bundestag öffentlich. Strunz möchte dagegen Meinung machen, mitsprechen, Einfluß nehmen. „Immer häufiger tauchen auch politische Themen auf. Strunz holt die großen Fragen, die die Gesellschaft bewegen, in die Sendung“, urteilt die ebenfalls zu Springer gehörende Welt, und stellt fest: „Ein kleines bißchen hat er sie schon umgekrempelt.“ 

Der gebürtige Oberfranke scheut sich dabei nicht, heiße Eisen anzufassen. Politisch korrekt geht es dabei nicht zu. Kürzlich filmte das Team am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg. Der Platz gilt als Kriminalitätshochburg in Deutschland. Nirgends ist das Scheitern von Multikulti so deutlich zu sehen. Hunderte Straftaten filmten Strunz und Co. in nur zwei Nächten. Und stellten die Frage: Warum gibt es an diesem Ort keine Videoüberwachung? Bereits zuvor ließ er Angehörige von Opfern des Anschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt zu Wort kommen, die erklärten, sich von Politik und Behörden alleine gelassen zu fühlen. Das sind neue Töne auch im privaten Fernsehen. Hoffentlich bleibt Claus Strunz seiner Linie treu.