© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/17 / 17. März 2017

DVD: Der Damenfriseur
Erotische Abwege
Werner Olles

Ein Jahr nach seinem Riesenerfolg als streitbarer katholischer Priester in einem kleinen italienischen Dorf in der Poebene („Don Camillo und Peppone“) drehte der französische Komiker Fernandel das von Jean Boyer leichtfüßig geschriebene und inszenierte frivole Lustspiel „Der Damenfriseur“ (Coiffeur pour Dames, Frankreich 1952). In der Rolle des ehemaligen Schafscherers, Hunde- und Puppenfriseurs Mario aus der Provinz bringt der inzwischen mit der reizenden Aline (Blanchette Brunoy) verheiratete Figaro es in Paris zu einem Meistercoiffeur mit elegantem Salon, dem die Damenwelt zu Füßen liegt. Die feinsten und reichsten Damen der Pariser Gesellschaft geben sich in seinem Salon auf den Pariser Champs Elysées die Tür in die Hand. Dabei bleibt es nicht aus, daß er mit der Zeit auf erotische Abwege gerät und sich eine Geliebte (Arlette Poirier) zulegt.

Eines Tages erscheint die betrogene Gattin eines Großindustriellen in seinem Salon, und Mario frisiert sie so attraktiv, daß ihr Gatte sich eines Besseren besinnt und sich ihr wieder zuwendet. Mario hat sich allerdings inzwischen in die 18jährige Denise, die Tochter der beiden, verliebt und beschlossen, sich von Aline zu trennen. Denise, die von dem „Napoleon der Haarkünstler“ entzückt ist und den Altersunterschied nicht beachtet, merkt nicht, daß Mario den Sinn für die Lächerlichkeit seines Treibens verloren hat. Allein seine Frau Aline nimmt die Nachricht von der besten Seite auf und will sich ausschütten vor Lachen darüber, daß Mario einen Teenager heiraten will. In letzter Minute wird ihm der Altersunterschied bewußt …

Fernandel (eigentlich: Fernand Joseph Désiré Contandin, 1903–1971) ist die Rolle des Haarkünstlers, der sich zum Besitzer eines mondänen Pariser Salons emporarbeitet, auf den Leib geschrieben. Nicht nur, daß man ihm aufgrund seiner Verdienste für die Schönheit der Frauen den Orden der Ehrenlegion an die Brust heftet, er gibt auch den Heiratsvermittler, kittet brüchige Ehen. Boyers Komödien-Klassiker mit dem unvergessenen Fernandel, dem großen Komiker mit dem Pferdegesicht, zeigt im Drehbuch zwar einige Unstimmigkeiten, doch die schönen Dialogstellen und der überzeugende Hauptdarsteller machen dies mit ihrer leisen Komik wieder gut.

DVD: Der Damenfriseur. Pidax-Film 2017, Laufzeit etwa 84 Minuten