© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Kosmopoliten gegen die Nation: Im Weltparlament die Globalisierung propagieren
Die desillusionierten Bürger begeistern
(wm)

Wer seine Nase auch nur gelegentlich in politologische Zeitschriften steckt, wird bestätigen können, was der Normalbürger als Spinnerei abtäte: Das Ideal eines demokratisch gewählten Weltparlaments wird von Intellektuellen und zivilgesellschaftlichen Organisationen seit langem als Mittel zur „Stärkung von Partizipation und Legitimation in der Global Governance“ propagiert, wie der derzeit am Berliner Wissenschaftszentrum tätige Soziologe Pieter de Wilde berichtet (WZB Mitteilungen, 154/2016). Damit verbinde sich die Hoffnung auf eine kosmopolitisch geprägte, demokratische Weltpolitik, vor allem aber der Wunsch, ein Gegengewicht zu den stärker werdenden Globalisierungsgegnern zu schaffen, die heute schon im EU-Parlament stärker vertreten seien als in der UN-Vollversammlung, wo kosmopolitisch eingestellte Eliten den Ton angeben. Ob der leider wachsende „Widerstand gegen die transnationale Integration“ wirklich durch ein Weltparlament gebrochen werden kann, erscheint de Wilde aber fraglich. Daher bleibe noch viel Spielraum für Sozialwissenschaftler, wie mit der Ablehnung des Geldelitenprojekts Globalisierung „durch weite Teile der Bevölkerung“ umzugehen sei und „desillusionierte Bürgerinnen und Bürger“ dafür begeistert werden könnten. 


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