© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Blick in die Medien
Die Moral-Spitzel
Tobias Dahlbrügge

Anfang der 1970er empörten sich Linke und Liberale über den „Radikalenerlaß“, mit dem Verfassungsfeinde vom Staatsdienst ferngehalten werden sollten. Das ist lange her: Seit die Linken die Diskurshoheit besitzen, schießen sie über den Radikalenerlaß von damals weit hinaus. Heute soll der politische Gegner sozial markiert und gesellschaftlich total ausgegrenzt werden. Das Gesinnungs-Faustrecht, das in den sozialen Medien herrscht, ist die Blüte des Denunzianten. Wie praktisch: Indem man andere in vorauseilendem Gehorsam anschwärzt, kann man selbst seine 150prozentige Linientreue beweisen.

Ihre Niedertracht schminken sie mit den üblichen vorgestanzten Stereotypen. 

Auf Facebook haben sich solche Internet-Blockwarte zur Hilfspolizei zusammengeschlossen: Die Gruppe „We’re watching you!“ nennt sich selbst stolz „Volksverpetzer“ und schnüffelt unter dem Slogan „No H8“ (No Hate). Wie verlogen, denn nichts anderes als Haß fließt aus ihren hämischen „Abschußmeldungen“, wenn sie wieder jemanden wegen nonkonformer Kommentare zur Strecke gebracht haben.

„Facebook darf keine Plattform für Diskriminierungen hinsichtlich Herkunft, Rasse, Geschlecht, Religion, Behinderung, Weltanschauung oder der sexuellen Identität werden!“ Äh, außer man diskriminiert weiße, heterosexuelle Europäer mit konservativer oder christlicher Weltanschauung. Das geht dann schon in Ordnung. Dabei wird wie üblich alles zusammengerührt: Trump, die AfD, Le Pen, Orban, Hooligans und nicht näher bezeichnete „Rechte“. Das Leben kann so einfach sein: Wer „Nazi“ ist, bestimmen wir. 

Die moralischen Doppelstandards springen einen nur so an, wenn man das Blabla von „Für ein sauberes und gewaltfreies Facebook, gegen Mobbing, Hetze und Diffamierungen! Für mehr Menschlichkeit und Demokratie“ den martialischen Antifa-Postings und Gewaltphantasien gegenüberstellt.

Unnötig zu erwähnen, daß offener Antisemitismus und rassistische Hetze von islamischen Nutzern für die selbsternannte Gesinnungspolizei offenbar keine Delikte sind.

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