© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Zeitschriftenkritik: Die Neue Ordnung
Christentum und Islam
Werner Olles

Der katholische Geistliche Wolfgang Ockenfels, Chefredakteur der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Die Neue Ordnung, schreibt im Editorial der aktuellen Ausgabe (Heft 1, Februar 2017) einmal mehr Klartext. Seine Kritik an Papst Bergoglio, „der gelegentlich den nervösen wie enervierenden Eindruck eines populistischen Zeitgenossen“ erwecke, ist ebenso deftig wie seine Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der sich „in Richtung auf eine sozial-liberal-grüne Klientel“ bewege, „der das Katholisch-Christliche völlig fremd ist“. Die Abgrenzung zur AfD lasse zudem die Kriterien von Ehe, Familie, Kindern und Lebensrecht vermissen. Der Vorwurf, bei der AfD werde „grob vereinfacht“, treffe eher auf die „politisierende Eminenz aus München“ zu. Sollte sich die Kirche an der Meinungsfreiheitsberaubung „durch neue Formen (halb)staatlicher Zensur“ beteiligen, plädiert Ockenfels „für die Wiedereinführung der Inquisition, die sich wenigstens noch um rechtsstaatliche Fortschritte verdient gemacht hat“.

Die Publizistin Astrid Meyer-Schubert befaßt sich in ihrem Beitrag „Europa und die Einwanderung“ mit der Asymmetrie der Menschenbilder im Christentum und im Islam. Ohne die christliche Religion seien die „europäischen Werte“ nicht denkbar, Umma und Scharia unserem Rechts- und Staatsempfinden dagegen „völlig konträr“. Doch habe der Formalismus des abendländischen Menschenbildes auch seine Schattenseiten. Die Offenheit und Grenzenlosigkeit gegenüber außereuropäischen Lebensformen gerate zur Absurdität, „wenn das Insistieren auf Einhaltung der Spielregeln ins rechtsnational faschistoide Eck gedrängt und damit diskriminiert wird“. Pflicht des verantwortungsvollen Intellektuellen sei es daher, „sich über kompromißloses Schreiben und Reden als ein Sprachrohr der bisher schweigenden Mitte zu definieren“. Eine islamfreundliche Migrationspolitik gepaart mit medienpolitischem Opportunismus erfordere daher neue intellektuelle Anstrengungen.

Auch bei Stefan Hartmann geht es um den „fundamentalen Gegensatz von Islam und Christentum“. Der Theologe, Schriftsteller und Dozent betont das Unterscheidende zum Islam und bezeichnet die These von den „abrahamitischen Religionen“ als eine „problematische Vereinfachung“. Anders als der Islam mit dem von Allah diktierten Koran seien Judentum und Christentum als geschichtliche Religionen, für die die Kategorien Tatsache und Ereignis stehen, eben keine „Buchreligion“. Eine Annäherung an den Islam sei kaum denkbar, da Juden, Christen und Mohammedaner nicht denselben Gott verehrten, sondern theologisch in einer fundamentalen Differenz stünden. Realistisch sei nur „die klare Scheidung eines friedlich-repektvollen ‘Entweder-Oder’“. 

Weitere Beiträge befassen sich mit „Geist und Sinn des menschlichen Lebens“ (Hans-Bernhard Wuermeling) und der „neuen Gewalt im alten Islam“ (Hans-Peter Raddatz), während Ansgar Lange dem AfD-Politiker Alexander Gauland ein Porträt widmet.

Kontakt:  Verlag Franz Schmitt, Postfach 1831, 53708 Siegburg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, ein Jahresabo 25 Euro. 

 www.die-neue-ordnung.de