© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Grüße aus Budapest
Ein Traum zerstört
Dávid Huszti

Manch Träume sind geplatzt. Die Völker der Welt treffen sich zum sportlichen Wettkampf in – Ungarn. Dies gefiel jedoch der jungen linksliberalen „Momentum“-Bewegung nicht. Folglich initierte sie ihre Unterschriften-Sammelaktion „NOlympia“, die wohlgemerkt rein auf Budapest begrenzt war. Zur Überraschung erzielte sie fast das Doppelte der gesetzlich notwendigen 138.000 Unterschriften – exakt 266.151 –, um ein Referendum gegen die Bewerbung der ungarischen Donaumetropole für die Olympischen Spiele 2024 initiieren zu können.

 In der traditionell eher links geprägten ungarischen Hauptstadt ist das wohl keine besondere Leistung. Die Stimmung, die dabei verbreitet wurde, vergiftete jedoch den breiten nationalen Konsens über die Olympischen Spiele in Ungarn, der anfänglich auch auf politischer Ebene, von links bis rechts gleichermaßen, gegeben war. Letztendlich einigten sich die Regierung Orbán und die Budapester Stadtführung darauf, daß die Zeit für die Olympischen Spiele noch nicht reif sei.

Eine Nation, die im ewigen Medaillenspiegel auf Platz neun steht, hätte Olympia verdient.

Eine nationale Angelegenheit wurde zum politischen Kleingeld einer ambitionierten politischen Eintagsfliege und einer ansonsten eher schachen  linksliberalen Opposition, die sie dabei unterstützte. Der Name scheint Programm: Momentum, quasi nur für den Kick – für den Augenblick leben. Dagegen sein, kompromißlos negieren. 

Nur – damit verewigt sich Momentum letztendlich in den Geschichtsbüchern. Schaffen wollte sie nichts, nur mit faulen Vorwänden Stimmung machen und Bekanntheit erlangen, bloß durch eine Handvoll hauptstädtische Unterschriften die Träume einer zehn Millionen Einwohner zählenden traditionellen Sportnation zerstören. 

Die Korruption, die Armut, die Arbeitslosigkeit werden dadurch auch 2024 nicht besser. Noch weniger werden das ungarische Unterrichts-, Verkehrs- und Gesundheitswesen aus diesem einen Grund einen deutlichen Aufschwung erfahren. 

Eine Nation, die im ewigen Medaillenspiegel mit 175 Gold-, 149 Silber- und 173 Bronzemedaillen weltweit an neunter Stelle steht – und das direkt nach Ländern wie beispielsweise den USA, Deutschland, China und Rußland –, hätte die Gastgeberrolle mehr als verdient gehabt. Eine Bewegung, die auf momentane Effekthascherei aus ist, hat ihr diese einzigartige Chance zunichte gemacht.