© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/17 / 10. März 2017

Herbert Raymond McMaster, Trumps neuer Sicherheitsberater, ist ein eigenwilliger Kopf
Der Furchtlose
Thomas Fasbender

Die Distanz zur Elite – sofern man darunter die Opportunisten der jeweils offiziellen Linie versteht – kennzeichnet Herbert Raymond McMaster, in aller Regel H.R. genannt, seit Beginn seiner Karriere als Berufssoldat. Schon in seiner Doktorarbeit kritisierte der 1962 in Philadelphia Geborene die Schönmalerei der Lage im Vietnamkrieg durch die militärische Führung, welche zu Fehlentscheidungen beitrug, die die US-Niederlage beförderten.

Mit solchen Aussagen hat McMaster sich nicht nur Freunde geschaffen. Kein Wunder, daß seine Ernennung zum General auf sich warten ließ. Kein Wunder auch, daß der neue Präsident Donald Trump, der sich mit Hingabe an den etablierten Mächten reibt, McMaster nun zum Sicherheitsberater macht. 

Allerdings war er nicht Trumps erste Wahl. Sein Generalskamerad Michael Flynn war nach 24 Tagen im Amt über verschwiegene Kontakte zu russischen Diplomaten vor Trumps Amtsantritt gestolpert. Während Flynn als überzeugter Parteigänger von Trumps „konservativer Revolution“ und als Fremdkörper im Amt des üblicherweise betont unparteiischen Sicherheitsberaters galt, eilt McMaster der Ruf voraus, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um die Interessen der Nation und ihrer Bürger geht. Für Trump ist er ein deutlich schwierigerer Partner als sein Favorit Flynn – das heißt vor allem einer, von dem Widerworte zu erwarten sind.

Daß McMaster neben strategischer Brillanz auch handfeste Erfolge an der Front vorweisen kann, ist der Grund für seine quer durch die politischen Lager hervorragende Reputation. Ohne eigene Verluste vernichteten neun von ihm kommandierte Kampfpanzer im ersten Irakkrieg 1991 über achtzig irakische gepanzerte Fahrzeuge. Als Kommandeur im nordirakischen Tal Afar sorgte er 2005 dafür, daß die lokale Bevölkerung den US-Soldaten vertraute und eingeschleuste Terroristen anzeigte. Der Schlüssel: obligatorische Koranlektüre für seine Soldaten, striktes Verbot von herablassendem Auftreten und Forcierung des kulturellen Verständnisses für das Land. Der Satz „Wenn  du einen Iraker schlecht behandelst, arbeitest du dem Feind in die Hände“, wurde zu McMasters Markenzeichen.

Immer mehr schält sich heraus, daß Trump eine in zwei Lager gespaltene Regierungsmannschaft kommandiert. Da sind die ultrakonservativen Ideologen um Steve Bannon, der vor allem in den ersten Wochen das Ohr des Präsidenten hatte, und die Pragmatiker um Verteidigungsminister James Mattis und Außenminister Rex Tillerson. Beide Seiten wollen los von Obamas Politik der moralischen Ansprachen, wollen den Herausforderungen durch alte und neue Rivalen der USA auch begegnen. Die Differenzen liegen im völlig unterschiedlichen Politikstil. Wer in dieser Dreiecksbeziehung das letzte Wort haben wird, dürfte mitentscheidend über die Präsidentschaft Donald Trumps sein.