© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Leserbriefe

Zu: „Der Ernst der Lage“ von Michael Paulwitz, JF 9/17

Zuletzt stirbt die Hoffnung

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß das bedenklich ausufernde Hickhack innerhalb der AfD sich als symptomatisch beim Zusammenraufen einer noch verhältnismäßig jungen Partei erweist. Die geballte Gegnerschaft der etablierten Parteien liefert beileibe genug Stoff für Auseinandersetzungen. Dort hat man keinerlei Bedenken, gegen den Angstgegner AfD sich auch unfairer und unlauterer Mittel zu bedienen, die von der Diffamierung über Stigmatisierung bis hin zur Kriminalisierung reichen. Auch ihr Einfluß auf bestimmte Behörden zeitigt bereits Früchte. Schließlich schmälern die zunehmenden Stimmgewinne der AfD den Mandats- und Machterhalt der politischen Gegner. 

Die AfD, die sich als konservativ-liberale Partei der bürgerlichen Mitte verorten läßt, ist eine Partei der Rechtsstaatlichkeit und nebenbei die einzige, die die zahlreichen Rechtsbrüche (Euro, Migration, Energie, Sicherheit) thematisiert. Unser Land braucht die AfD, einen Hoffnungsträger in einer von nationsvergessenen „Eliten“ geprägten Zeit.

Prof. h.c. Konrad Zimmer, Königsberg i. Fr.




Engagement für AfD erschwert

De facto nützt Höcke mit seinen Äußerung dem Gegner, also Rot-Rot-Grün beziehungsweise Merkel. Er diskreditiert die AfD für einen großen Wählerkreis, in gewisser Weise aber tut das auch Meuthen, der Höcke wirkungsvoll gestützt hat. Für mich hier in Vorpommern ist es jetzt schwer (auch unter meinen Bekannten aus der DDR-Opposition oder wissenschaftlichen Kontakten), für die AfD einzutreten. Man läßt es dann besser, um nicht gleich in die rechtsradikale Ecke gestellt zu werden. Dabei kommt es auf einen Elitenwechsel an, darauf, Rot-Rot-Grün zu verhindern. Diese Konstellation wäre der weitere Weg in eine neue Diktatur. Um in Deutschland aufzuräumen und unsere grundgesetzlichen Rechte wiederherzustellen (Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Macht des Volkes), brauchen wir nicht die Russen. Das können wir nur selber tun.

Dr. Uwe Bastian, Lassan




Wählerpotential verkleinert

Die AfD wurde als liberal-konservative Alternative zur desaströsen, zukunftsverweigernden Politik von FDP und CDU/CSU gegründet. Die Hauptinitiative dazu kam aus dem, in Deutschland in der Vergangenheit eher schwachen, engagiert-idealistischen, geistig fundierten Bürgertum. Der AfD wurde in dieser Phase selbst von seriösen politischen Gegnern ein Wählerpotential von 25 Prozent und mehr zugetraut. Die erste große strategische Fehlentscheidung war die Amputation des „Lucke-Flügels“. Damit verlor die AfD nicht nur viele engagiert liberal-konservative sowie patriotische Sympathisanten, Unterstützer, Wähler und potentielle Mitglieder, sondern es verschoben sich ihre innerparteilichen geistigen und strategischen Achsen: Das Megathema Finanzstabilität (Euro, Eurorettung, Verschuldung, EZB-Nullzins, Vermögensvernichtungspolitik) trat als bisheriges mächtiges Alleinstellungsmerkmal der AfD in den Hintergrund. 

Die zweite, vielleicht finale strategische Fehlentscheidung deutet sich in den letzten Wochen an: rückwärtsgewandte, nationale Parolen von Höcke, Poggenburg, Gauland & Co. – ob pseudo-intellektuell pomadig oder dumpfbackig – werden die AfD weitere Prozentpunkte kosten. Knapp oberhalb der Fünfprozenthürde wird die restliche „Alternative“ dann aber keine mehr sein.

Robert Auberger, Tiefenbach




Kuckucksei

Spätestens nach der sogenannten „Dresdner Rede“ und dem Auftauchen entlarvender Filmaufnahmen einer Neo-Nazi-Demo vom 13. Februar 2010, ebenfalls in Dresden, müßte auch den letzten Höcke-Verteidigern innerhalb der AfD eigentlich dämmern, welches Kuckucksei da noch im Nest der Partei liegt.

Dr. Jürgen Ptucha, Gotha




Philipp Jenninger läßt grüßen

Der Fall Höcke erinnert mich an die rhetorisch mißglückte Rede des Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger im November 1988. Bundeskanzler Kohl ließ Jenninger unter dem Druck der Presse fallen, wie später Steffen Heitmann oder – nach der Ära Kohl – Martin Hohmann. Eine typische CDU-Verrat-Masche. Nun eifert der AfD-Bundesvorstand der CDU nach, und der Petry-Clan „merkelt“ den Rivalen Höcke weg, dem seine unvorsichtige Rede zum Verhängnis geworden ist. Dabei hat die AfD das dem Grundgesetz am nächsten stehende und für den Bürger beste Parteiprogramm.

Franz Harder, Leopoldshöhe






Zur Meldung: „Grönlands Eisschmelze und der Meeresspiegel“, JF 8/17

Beweisführung per Schiffsreise

Es ist erfreulich, daß bei den oft unqualifizierten Kommentaren zur „Klima­erwärmung“ auch die andere Seite zu Wort kommt. Vor circa 10.000 Jahren war Skandinavien mit einer etwa drei Kilometer dicken Eisschicht bedeckt. Wer das bezweifelt, soll per Schiff an der norwegischen Küste bis zum Nordkap hinauffahren. Dort sieht man (ich war 15 Jahre in der Seefahrt tätig) auf der gesamten Länge von circa 2.800 Kilometern die ehemalige Wasserlinie von Bergen bis zum Nordkap in etwa 200 Meter Höhe über dem jetzigen Meeresspiegel. Denn als die dicke Eisdecke abgeschmolzen war, hatte sich Skandinavien um circa 200 Meter gehoben. Wenn sich seit 1995 Grönlands Ostküste um 10,9 Zentimeter gehoben hat, ist das nur natürlich.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen




Panikmacher in der Klimakirche

Die Meldung berichtet von einer Modellrechnung, die für Grönlands abschmelzenden Eispanzer eine Meeresspiegelerhöhung um 7,5 Meter voraussagt. Um diesen Humbug zu entlarven, benötigt man aber keine Modellrechnung. Es reichen die einfachen Grundrechenarten. Unsere Weltmeere haben eine Oberfläche von knapp 363 Millionen Quadratkilometern, und wenn diese Wasserfläche nun um 7,5 Meter steigen soll, braucht es dafür das Schmelzwasser aus einer Gletschermasse von 3,16 Millionen Kubikkilometern. Da in Grönland aber jährlich nur 238 Kubikkilometer Eis abschmelzen (JF 6/17) und ins Meer fließen, steigt der Meeresspiegel lediglich um einen winzigen halben Millimeter jährlich. Bis das Meer damit nun um 7,5 Meter aufgefüllt ist, müssen wir 11.500 Jahre geduldig warten. Aussagen über eine so astronomischferne Zukunft sind unseriöse Panikmache. 

Dennoch wird ständig über „schmelzende“ Polkappen berichtet. Es scheint einer vom anderen abzuschreiben ohne nachzudenken. Dabei liegt die Wahrheit auf der Hand: Wer will ernstlich behaupten, daß der Eispanzer etwa des Südpols schmilzt, obwohl dort die dauerhaften Temperaturen zwischen -30°C und -61°C liegen? Selbst bei einem Klimawandel von plus fünf Grad wäre es viel zu kalt zum Schmelzen! Das Eis schmilzt nicht, es fließt! Man sieht es an den Rändern und nennt es „kalben“. Das gleiche tun die Gletscher. Sie „fließen“ ins Tal, teilweise mit 0,6 Metern pro Tag und mehr. 

Tatsächlich ausschlaggebend für die abnehmenden Polkappen und Gletscher ist nachlassende „Nachbildung“: Es schneit in den „Nährgebieten“ viel zuwenig, um genügend „Firn“ zu bilden. Den Grund hierfür verrät das Molier-Diagramm: Bei -55°C enthält die Luft nur 22 Milligramm Wasser pro Kubikmeter, und das reicht nicht einmal für eine einzige magere Schneeflocke auf dem Südpol! Schon die normale Alltagserfahrung lehrt uns, daß es nicht bei klirrendem Frost, sondern nur um den Gefrierpunkt herum, schneit, weil die Luft dann Wasser tragen kann. Hinzu kommt, daß über weiten Eisflächen heftige Winde den frischen Schnee verwehen, so daß er nicht durch sein Eigengewicht „Firn“ bilden kann. So gesehen müßte es für eine wirksame Nachbildung von Polkappen und Gletschern deutlich wärmer werden, insbesondere am Äquator. So paradox es klingen mag, zur Zeit ist es viel zu kalt für Gletscher.

Dr. Siegfried W. Schmidt, Aßlar






Zu: „Solidarität mit den Toten“ von Thorsten Hinz, JF 7/17

Säuglinge und Greise schuldig

„Dresden war keine unschuldige Stadt“ – also war sie schuldig. Ähnlich äußerte sich der damals an der Frauenkirche tätige Pfarrer Fritz. Da Steine weder schuldig noch unschuldig sind, kann das nur heißen: Schuldig waren die Bewohner Dresdens, vom Säugling bis zum Greis. Und deshalb – dies drängt sich einem ja geradezu auf – sind sie zu Recht im Bombenhagel untergegangen. 

Oberbürgermeister Hilbert mag ein durchschnittlicher Politiker sein, wie Hinz schreibt, wie Fritz ein durchschnittlicher Pastor. In ihrer moralischen Hybris sind sie überdurchschnittlich. Denn hinter den Schuldsprüchen so vieler Vergangenheitsbewältiger steht offenbar die unausgesprochene Selbsteinschätzung: Wir wären damals nicht schuldig geworden. Nun, mit dieser Spezies hat sich schon Jesus auseinandersetzen müssen. Bei Matthäus 23,30 ist es nachzulesen: „Ihr Heuchler, die ihr (...) sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, wir wären nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten.“ Wie man sieht, haben schon damals, 2.000 Jahre vor Helmut Kohl, die Pharisäer die „Gnade der späten Geburt“ für sich in Anspruch nehmen wollen.

Edelbert Breu, Lauterhofen




Ein altes deutsches Problem

Angesichts der neuerlichen Äußerungen des Oberbürgermeisters von Dresden zum 13. Februar 1945 kann man sich nur noch fragen, in was für einem Land beziehungsweise in was für einem Staat wir leben. Die Aussage, Dresden sei keine unschuldige Stadt gewesen, ist absolut unlogisch. Was kann an einer Stadt schuldig sein oder werden, die Kirchen, das Rathaus, Fabriken oder Wohnhäuser? Schuldig oder unschuldig sein können nur Menschen. Sowjet-Marschall Konjew, dessen 1. Ukrainische Front Dresden erobert hatte, schrieb im Brief an den Bürgermeister Weidauer: „Dresden war keine Festung, und in ihr gab es keine besonders wichtigen industriellen oder militärischen Objekte oder irgendwie bedeutende faschistische Truppen.“ Mithin gab es also nichts, was die Zerstörung Dresdens militärisch erfordert hätte. Deshalb fehlte auch eine wirksame Luftabwehr. 

Die Quellen beweisen die bewußt beabsichtigte Zerstörung Dresdens einschließlich der Vernichtung wesentlicher Teile der Bevölkerung. Der Träger des Karlspreises der Stadt Aachen, Sir Winston Churchill, äußerte sich am 26. Januar 1945 gemäß einer Niederschrift des Air Chief Marshal W.R. Freeman wie folgt: „Ich will keine Vorschläge hören, wie kriegswichtige Industrien im Umland von Dresden angegriffen werden können, sondern wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau braten können.“ 

Dresden und die Menschen, die sich am 13./14. Februar 1945 in Dresden befanden, sind eindeutig Opfer des „Moral Bombing“. Dafür braucht die Geschichte gar nicht umgedeutet zu werden. Vielmehr ist solches das Geschäft der Politiker und Historiker. F. J. Strauß bemerkte 1983 dazu: Der einzige Unterschied zwischen Gott und den Historikern bestehe darin, daß Gott die Vergangenheit nicht ändern könne, anders als die Historiker. Offenbar ist das ein altes Problem, denn die Schriftstellerin Madame de Staël (1766-1817) schrieb in ihrem Buch über Deutschland: „Wenn den Deutschen noch so großes Unrecht angetan wird, findet sich immer ein obscurer deutscher Professor, der so lang an der Objektivität herumbastelt, bis er bewiesen hat, daß die Deutschen Unrecht getan haben!“

Dr. Manfred Förster, Einbeck






Zu: „Wir wollen die Wahrheit nicht sehen“, im Gespräch mit Dr. Guido Herz, JF 7/17

Nicht ganz hoffnungslos

Die Meinung des ehemaligen Botschafters Guido Herz wird in vollem Umfang geteilt von einem Schulkameraden, der viele Jahre in Afrika tätig war und meint: Afrika ist ein hoffnungsloser Fall. Ergänzend wäre im Interview aber zu sagen gewesen, daß Deutschland und Europa doch etwas tun können für die Entwicklung Afrikas: Sie könnten es unterlassen, Milchprodukte und Hühnerklein nach Afrika zu liefern und alte Kleider in Afrika zu verteilen. Sie könnten es unterlassen, den Afrikanern vor ihren Küsten die Fische wegzufangen. Sie könnten Betrieben, die aus eigener Initiative entstanden sind und ein tragfähiges Geschäftsmodell aufweisen, mit Unternehmensberatern unter die Arme greifen. Sie könnten darauf hinweisen, daß Afrika sich selbst schadet, wenn es nicht Maßnahmen zur Geburtenbeschränkung ergreift. 

Eine winzige Chance sieht Herz ja doch für Afrika: Eine Entwicklungspartnerschaft einzelner europäischer Länder mit einzelnen afrikanischen Ländern – ein Vorschlag, den ich selbst bereits gemacht hatte. Daß solche Kooperationen kaum machbar seien, wie Herz befürchtet, glaube ich nicht. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es sei nur an die Willkommenskultur oder vielmehr -orgie erinnert, die Deutschland 2015 erfaßte. Sängen die Medien mit gleicher Inbrunst das Hohelied von Entwicklungspartnerschaften wie zuletzt für die Willkommenskultur, dann könnte Afrika vielleicht doch noch geholfen werden. Und Europa auch.

Hans Haußmann, Wolfschlugen






Zu: „Geschickter Schachzug“ von Peter Möller, JF 6/17

Kein würdiges Denkmal

Ich finde das geplante „Denkmal“ unmöglich! Will es ausdrücken, daß Deutschland auf der Kippe steht? Daß jeder auf dem deutschen Volk herumtrampeln darf? Vor Jahren hoben die Deutschen noch ihr Haupt und konnten lesen: „Dem Deutschen Volk“ – über das Denkmal wird es gesenkten Hauptes gehen müssen, um die Inschrift („Wir sind ein Volk“) lesen zu können. Für mich ist dies kein würdiges Denkmal.

Brigida Klingner, Pega