© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Umwelt
Arabischer Todesritt
Martina Meckelein

Die große Überlegenheit des arabischen Pferdes verdanke man auch „der wohlwollenden und freundlichen Art, mit der das Pferd im Zelte des Herrn (...) gleichsam als Familienglied behandelt wird“, schrieb 1849 Das Pfennig Magazin für Belehrung und Unterhaltung aus Leipzig. Entweder war diese Geschichte schon damals ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht – oder es muß sich in der arabischen Einstellung zu Pferden Grundlegendes geändert haben. Denn Pferde, die man mit 25 bis 40 Kilometern pro Stunde Durchschnittsgeschwindigkeit auf bis zu 160 Kilometer langen Strecken durch die Wüste jagt, werden nicht geritten – sie werden gequält. In der Wintersaison 2016/2017 starben allein in Dubai bei Distanzritten mindestens neun Pferde. Hinter vorgehaltener Hand heißt es: Die Beine der Tiere brachen durch Belastungen, mindestens sieben weitere Tiere waren gedopt.

25.000 Euro gibt es, wenn der Reiter sein Pferd wenigstens noch lebend ins Ziel bringt.

Jetzt hat das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) beschlossen, deutschen Reitern keine Startgenehmigungen für internationale Distanzritte in Dubai zu erteilen. Sollten deutsche Reiter doch dort starten, werden diese Reiter gegebenenfalls nicht mehr für Championate oder den Bundeskader nominiert. Von Turnierveranstaltern in Deutschland fordert der DOKR-Vorstand, auf Einladungen von Reitern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verzichten. Keine Frage: Skandalös sind die bestialischen und tödlichen Tierquälereien im arabischen Raum. Skandalös ist allerdings auch das lange Stillhalten der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI). Das hat seine Gründe: Das Preisgeld liegt im Millionenbereich – immerhin noch 25.000 Euro erhält der Reiter, wenn er sein Pferd lebend ins Ziel bringt. Die Scheichs aus dem Öl-Eldorado züchten kaum selbst, sie kaufen massenhaft Pferde im Ausland. Jeder tote Gaul läßt dann bei Züchtern in Amerika oder Euro­pa wieder die Kasse klingeln.