© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/17 / 03. März 2017

Den deutschen Minderheiten eine Stimme geben
Das Mind_Netz bündelt und verbreitet Beiträge deutschsprachiger Medien in Osteuropa
Christian Schreiber

Vor wenigen Tagen fragte die Internetplattform Mind_Netz am Tag der Muttersprache, ob Deutsch denn noch eine solche sei. Leserinnen und Leser wurden aufgefordert, ihre Antworten zu schicken. Und diese waren aufschlußreich. Aus einem knappen Dutzend Ländern meldeten sich Auslandsdeutsche oder Deutschstämmige bejahend zu Wort. Damit ist das Ziel der Betreiber erfüllt. Mind_Netz sammelt und verbreitet deutschsprachige Inhalte aus Medien der deutschen Minderheiten – im östlichen Europa und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten – über Facebook, VKontakte, Twitter und Youtube. „So läßt Mind_Netz grenzübergreifend an der Vielseitigkeit der Lebenswelten deutscher Minderheiten teilhaben“, heißt es in der Selbstbeschreibung. 

Derzeit wählen ehrenamtlich arbeitende Redakteure aus 40 Publikationen aus und stellen sie der deutschsprachigen Bevölkerung zur Verfügung. Sehr aktiv ist Mind_Netz auf Twitter. Dort werden ganz unterschiedliche Themen veröffentlicht. Mal geht es um die Lebenssituation von Deutschen im Baltikum, mal um den Erhalt alter deutscher Kulturgüter. Aber es werden auch tagesaktuelle Themen behandelt. So wurden kürzlich Artikel zu den Demonstrationen in Rumänien erörtert und die daraus resultierenden Folgen für die deutsche Minderheit diskutiert. Hinter dem Projekt steht das Institut für Auslandsbeziehungen, in Zusammenarbeit mit den deutschsprachigen Medien in Mittelost- und Südosteuropa. Das Projekt ist vor zwei Jahren aus einem Runden Tisch im Bundesinnenministerium hervorgegangen, an dem über Herausforderungen für Minderheitenmedien und die Chancen einer zeitgemäßen Medienstrategie diskutiert wurde. Schirmherr der Aktion ist der CSU-Politiker Hartmut Koschyk, der auch Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist.  

Zu den Publikationen, die sich an dem Projekt beteiligen, gehört beispielsweise die Moskauer Deutsche Zeitung,  die bereits seit 1870 und derzeit 14tägig auf deutsch und russisch erscheint und damit etwa 40.000 Leser erreicht. Interessant bei Mind_Netz ist, daß es sich keineswegs um eine klassische Anlaufstelle für Vertriebene handelt. Die rund zehnköpfige Kernredaktion setzt sich ausnahmslos aus jungen Menschen zusammen, die nach eigener Aussage den Fokus darauf legen, Nachrichten und Berichte in der Muttersprache Deutsch zu transportieren. Politisch sind die Hintergründe allemal, wird das Projekt doch vom Auswärtigen Amt gefördert. So gehören kritische Berichte über die Situation in Rußland nahezu zum täglichen Angebot.