© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/17 / 24. Februar 2017

Geschichte der Bundesrepublik: Stiefmütterlicher Umgang mit der „Landshut“
Ein Symbol verrottet im Dschungel

Die „Landshut“, unter diesem Namen wurde die Boeing 737-200 der Lufthansa berühmt. Das von Terroristen entführte Passagierflugzeug wurde im „Deutschen Herbst“ Schauplatz exzessiver Gewalt, aber auch des Mutes und des Verantwortungsbewußtseins. Doch statt dieses Zeitdokument im Museum auszustellen, wie es eine Initiative unter Gabriele von Lutzau – am 13. Oktober 1977 Stewardeß auf dem Terrorflug – nun plant (Frankfurter Neue Presse vom 17. Februar), verrottet die „Landshut“ auf einem brasilianischen Flugzeugfriedhof in Fortaleza, droht abgewrackt zu werden. Die Eigentümerin, eine brasilianische Airline, bezahlt die Abstellkosten nicht. Ein mit Pistolen und Handgranaten bewaffnetes palästinensisches Terrorkommando hatte 1977 die Landshut mit 82 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern entführt, um inhaftierte Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) freizupressen. Dabei ermordeten sie Flugkapitän Jürgen Schumann. In der vom Sonderbeauftragten der Bundesregierung, Hans-Jürgen Wischnewski, koordinierten „Operation Feuerzauber“ stürmte die GSG 9 am 18. Oktober das Flugzeug in Mogadischu. Nach Bekanntwerden der geglückten Geiselbefreiung ermordeten RAF-Mitglieder den in Deutschland entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Die inhaftierten RAF-Terroristen Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin nahmen sich am selben Tag im Gefängnis das Leben. (mec)