© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/17 / 24. Februar 2017

Medizinische Spitzenforschung ohne Frauenbonus: Kritik von Ministerin
„Exzellenz ist nicht kompromittierbar“

Mit dem interdisziplinären Cluster „Entzündungsforschung“ wollen die Mediziner der Universitäten Kiel und Lübeck, unterstützt vom Leibniz-Forschungszentrum Borstel und dem Plöner Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, 2019 an der dritten Runde des vom Bund finanzierten „Exzellenzwettbewerbs“ teilnehmen, damit ein Teil der Fördermillionen in den „echten Norden“ fließt. Um die Unis dafür optimal auszustatten, bewilligte die Kieler Landesregierung bereits acht Millionen Euro für acht „SH-Chairs“, die Spitzenforschern wie Philip Rosenstiel zugute kommen. Der Molekularmediziner, dessen Studien über chronische entzündliche Erkrankungen seit Januar 2017 auch von der EU alimentiert werden, sowie drei seiner Kollegen, lehnten aufgrund dieses deutlich verbesserten, zusätzlich durch acht Juniorprofessuren gestärkten heimischen Forschungsumfeldes Berufungen an ausländische Hochschulen ab. Trotzdem reagierte Wissenschaftsministerin Kristin Alheit (SPD) bei der Vorstellung der Nachwuchsauswahl verschnupft. „Das“, die Nominierung von acht männlichen Forschern, werde es „nicht noch einmal geben“(Schleswig-Holsteinische Landeszeitung vom 10. Februar). Eine Drohung, die der Sprecher des Clusters, der Epidemiologe Stefan Schreiber, trocken parierte: Nur wegen des Proporzes dürfe es keinen Frauenbonus geben, denn „Exzellenz ist nicht kompromittierbar“. (wm)