© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/17 / 17. Februar 2017

Umwelt
Sieg für den Waldkauz
Volker Kempf

Mit dem Vogel des Jahres 2017, dem Waldkauz (Strix aluco), verbindet sich die Aufforderung, seinen Lebensraum zu bewahren. Vogelschützer fordern, fünf Prozent holzwirtschaftlich nicht genutzten Wald in Deutschland zu erhalten und damit ökologisch wertvolles Totholz bereitzustellen. Aber auch der bewirtschaftete Wald sollte möglichst naturnah belassen bleiben. Durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) wurden zur Erfüllung einer solchen Forderung grenzüberschreitende Natura-2000-Schutzgebiete etabliert. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. 2016 wollte Jean-Claude Juncker im Zuge der Entbürokratisierung die EU-Naturschutzrichtlinien lockern. Der EU-Kommissionspräsident machte aber im Dezember einen Rückzieher.

Naturnahe Räume schaffen auch für die Bürger einen Gewinn an Lebensqualität.

Der Waldkauz wurde zur Zeit des schwelenden Konflikts um die EU-Naturschutzregeln vom Naturschutzbund (Nabu) und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) zum „Vogel des Jahres“ gekürt, stellvertretend für alle heimischen Eulenarten. Der Waldkauz steht damit für einen Erfolg im europäischen Naturschutz. Natura-2000-Gebiete leisten einer neueren, im US-Wissenschaftsmagazin Conservation Letters präsentierten Studie zufolge einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Aber auch für das Wohlbefinden der Bürger in den Ländern der EU bedeuten naturnahe Räume einen Gewinn an Lebensqualität. Im Naturschutz kann die EU noch am ehesten Erfolge vorweisen, weshalb es unverständlich ist, daß Juncker ausgerechnet hier die Axt anlegen wollte. Ende gut, alles gut. Den mehreren zehntausend Waldkauz-Brutpaaren in Deutschland und deren Bestandserhaltung kann das nur zugute kommen.