© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/17 / 10. Februar 2017

Reine Lehre ohne Schwulst
Katholische Standpunkte vom Laien serviert
Konrad Löw

Der Autor, knapp vierzig Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, überrascht, bietet er doch einen Stoff, den sonst Geistliche oder Theologieprofessoren abhandeln. Er macht das gediegen in enger Anlehnung an die Lehre seiner Kirche. Was hat die Besprechung einer Glaubensgemeinschaft und ihrer Lehre in der JUNGEN FREIHEIT zu suchen, die sich doch primär mit Politik, Wirtschaft und Kultur befaßt?

In der JF 3/17 wurde der Leser mit Peter Watsons „Zeitalter des Nichts“ vertraut gemacht. Dementgegen bietet Münch eine greifbare Wirklichkeit, die sich dem Suchenden anbietet und dem Gläubigen Trost und Halt gewährt. Der erfährt ausführlich und wohlbegründet die Standpunkte seiner Kirche. Auch der Skeptiker, auch der Atheist soll über die größte Religionsgemeinschaft weltweit Bescheid wissen, aktuell, konkret, fundiert als wesentlicher Bestandteil seiner Allgemeinbildung.

Der Stoff ist gegliedert in zehn Kapitel, deren Überschriften schon aufschlußreich sind: „Das Papstamt und die hierarchischen Strukturen“, „Die Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit im zölibatären Leben“, „Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche“, „Exorzismus, Wunder, Prophezeiungen, und Heilige“, Die Sexualmoral“, „Der Wert des menschlichen Lebens“, „Die sieben Sakramente“, „Die Eucharistie, Liturgie und Glaubenspraxis“, „Der Dialog der Religionen und die christliche Ökumene“, „Die Zukunft der katholischen Kirche“.

Kein einschlägiges Thema, kaum ein Argument bleibt unerörtert. Doch manche Fragen bleiben: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen!“ Wenn ein Partner aus dem Leben scheidet, ist die Ehe getrennt, auch wenn diese Trennung vorsätzlich herbeigeführt wurde. Warum nicht auch dann, wenn einer ausbricht, sich anderweitig bindet und sich in der neuen Gemeinschaft fortpflanzt? Muß der Verlassene ehelos bleiben, obwohl die Kirche die Sexualität positiv würdigt?

Auch wenn das Buch nicht allen Erwartungen gerecht werden kann, es erfüllt, was es in der Einleitung verspricht: Es versteht sich „als Verteidigungsschrift in einem gesellschaftlich geführten Prozeß, bei dem die katholische Kirche immer wieder und sogar generell auf die Anklagebank gesetzt wird“.

Christoph Münch: Katholische Standpunkte. Warum die Kirche bei ihrer Lehre bleibt. Verlag St. Grignion, Alt-ötting 2016, broschiert, 302 Seiten, 18 Euro