© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/17 / 10. Februar 2017

DVD: Imperium
Unter Skinheads
Werner Olles

In dem Politthriller „Verraten“ („Betrayed, 1987) schleust das FBI eine Agentin in eine rechtsextreme Miliz ein, die im Verdacht steht, in Kansas City einen jüdischen Radiomoderator erschossen zu haben und ein Attentat auf einen konservativen Politiker zu planen. Meisterhaft schildert der Film die Atmosphäre innerhalb der Feierabend-Miliz, allesamt fleißige Farmer, vereint in ihrem Haß auf das politische Establishment, die Banken, die ihnen die Kredite verweigern und die Farmen wegnehmen, die Spekulanten und ausländischen Kapitalisten, von denen sie sich betrogen fühlen, und die ethnischen Minderheiten, die von der Regierung in Washington bevorzugt werden. Bezeichnend ist die Szene bei einer „Heerschau“ diverser Extremisten-Gruppen vom Ku-Klux-Klan bis zur Arischen Bruderschaft, als der charismatische Miliz-Anführer Mitglieder der US-Nazi-Partei, die in SA-Uniformen mit Hakenkreuzbinden auftreten und ihm Waffen verkaufen wollen, wütend davonjagt („Verschwindet hier, mein Vater hat im Zweiten Weltkrieg gegen eure Sorte gekämpft“).

Weit weniger differenziert geht Daniel Ragussis in „Imperium“ (2015) mit dem brisanten Thema um. Der FBI-Neuling und Schreibtisch-Analyst Nate Foster (Daniel Radcliffe) soll undercover in einer Skinhead-Truppe ermitteln, die angeblich radioaktives Material zum Bau einer „schmutzigen Bombe“ in ihren Besitz gebracht hat. Er gewinnt das Vertrauen des Anführers, doch stellt sich schnell heraus, daß die Skinheads eher an martialischen Aufmärschen und Schlägereien mit linksextremen Gegnern interessiert sind, und auch die Spur zu einem ultrarechten TV-Moderator erweist sich als falsch. Als Nate weitergräbt, muß er feststellen, daß es sich bei den potentiellen Attentätern um gefährliche Feierabend-Terroristen in gutbürgerlichem Habitus handelt, die zu allem bereit sind …

„Imperium“ – obwohl angeblich nach wahren Begebenheiten gedreht – ist ein in jeder Hinsicht ziemlich unglaubwürdiger Film, dazu noch wenig überzeugend gespielt. Daniel Radcliffe, dem man trotz seiner kurzgeschorenen Haare immer noch den Harry Potter ansieht, vermag seiner Rolle kein Leben einzuhauchen. Für einen hochgelobten Politthriller ist „Imperium“ eine herbe Enttäuschung.

DVD/Blu-ray: Imperium. Ascot Elite 2016, Laufzeit etwa 105 Minuten