© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/17 / 10. Februar 2017

Aufgeschnappt
Verzagter Schlachter
Matthias Bäkermann

Im thüringischen Mülverstedt, knapp zwanzig Kilometer nördlich von Eisenach, mußten Hungrige lange Schlange stehen, um beim traditionellen Schlachtfest in der ersten Februarwoche Würste, Eisbein oder Kesselfleisch zu ergattern. In diesem Jahr wurden sechs Schweinehälften frisch zerwirkt und verarbeitet, unentwegt schufteten die Mülverstedter um Frank Eberhardt, dem Vorsitzenden des Kultur- und Heimatvereins, um „den Kraftakt“ zu bewältigen, wie die Thüringer Allgemeine vergangenen Montag berichtete.

Da hätten die 500 veganen Würste wohl kaum ausgereicht, welche die Tierschutzorganisation Peta am 2. Februar ausgelobt hatte, würden die Mülverstedter ihren Fleischfesttag künftig in „Veggie Fest“ umbenennen und allem Schwein entsagen. Peta-Sprecherin Felicitas Kitali hätte die Thüringer dann sogar mit Rezeptideen für fleischfreie Kost beraten wollen. Schlachtfest-Chef Eberhardt ist der Idee sogar nicht abgeneigt, würde sich das ganze am Ende rechnen: „Wir finanzieren uns über das Schlachtfest als Verein“, schildert Eberhardt thueringen24.de und blickt verzagt in die Zukunft. Irgendwann nehme diese Tradition ohnehin ein Ende, weil junge Menschen entweder kein Fleisch essen oder lieber zum Burger aus Massentierhaltung greifen würden.