© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

Zeitschriftenkritik: Messer-Magazin
Schmieden, schneiden, stechen
Werner Olles

Mit der „schneidigen Kunst“ beschäftigte sich das Messer-Magazin erstmals im Juni 1999. Dabei schien die Idee, eine Zeitschrift rund um das Thema „Messer“ zu gestalten, „nicht wenigen ein bißchen verrückt“, wie Chefredakteur Hans Joachim Wieland im Editorial der aktuellen Ausgabe (1/2017, Februar/März) des sechsmal pro Jahr erscheinenden Magazins gesteht. Tatsächlich ist diese Ausgabe jedoch eine besondere: das 100. Messer-Magazin. Dieser Erfolg in Zeiten schwindender Print-Auflagen ist überraschend, denn gewiß fragen sich viele Leser: „Was kann man denn nur über Messer schreiben?“ (Wieland).

Das ist eine ganze Menge, denn Messer besitzen eine lange Geschichte, eine interessante Technik und eine einzigartige Ästhetik. Sammler, Messermacher, Schmiede, Techniker, Designer, Händler und Unternehmer aus aller Welt verschreiben sich mit Leidenschaft und Engagement dem Thema, denn „die Welt des Messers ist geprägt von Kreativität und Innovationen“ (Wieland). So findet sich vom legendären Bowiemesser, dem klassischen Solinger Urgestein, Hirschfängern und Bajonetten bis zu Samurai-Schwertern und mit Oliven- und Palisanderholz veredelten „Klapp-Mardern“ oder Rasiermessern mit echten Carbonschalen in der Zeitschrift alles, was das Herz des Liebhabers der schneidigen Kunst höher schlagen läßt.

Daß den Schmieden und Messermachern immer etwas Neues einfällt, kann der Besucher auf den „Olchinger Messertagen“ erleben. Zwar sind sie nicht die größte Messerausstellung in Deutschland, aber hier kann man zuschauen, wie auf dem Amboß Messerklingen geschmiedet werden und neue Design-Ideen kreiert werden, die man so noch nie gesehen hat. Findige Tüftler stellen mit ungewöhnlichen Materialien, High-Tech-Verbundwerkstoffen und neuartigen Oberflächenbearbeitungen ausgefallene Messerobjekte für die internationale Kundschaft her, die durchaus bereit ist, dafür angemessene Summen zu zahlen.

Explizit taktische Messer als Nahkampfwaffen entwirft der Veteran Ryan Johnson. In seinem „Forged by War“-Programm beschäftigt er Kriegsveteranen und ermuntert sie, ihre Erfahrungen in eigene Messer-Designs umzusetzen. Ihre Messer signalisieren Verteidigungsbereitschaft, da man in einer extremen Selbstverteidigungssituation keine schönen Messer braucht, sondern solche, die sich intuitiv richtig nutzen lassen. Da ist das „Clever Girl“ optisch ein Sahnestück. Die geschwungene, leicht nach oben gezogene Klinge wirkt wie eine Klaue – bereit zuzuschlagen. Das ist aus psychologischen Gründen gewollt: Angesichts dieses Messers kann es sein, daß es sich ein potentieller Angreifer anders überlegt. Aufgrund des offensichtlichen Zwecks als Kampfmesser darf jedoch bezweifelt werden, daß das „Clever Girl“ bei einer Polizeikontrolle durchgeht.

Weitere Beiträge befassen sich mit preiswerten Gebrauchsmessern, Messern, die von Lesern angefertigt wurden und den schärfsten aller Klingen bei Rasiermessern.

Kontakt: Wieland-Verlag, Rosenheimer Str. 22, 83043 Bad Aibling. Das Einzelheft kostet 5,95 Euro, ein Jahresabo 32,50 Euro. 

 http://wieland-verlag.com